Pfarrerin Miriam Haseleu, nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung und Projektleiterin des Kölner Tauffests „Vielfalt feiern“ im August 2022, fasst zusammen, was bei der Planung bedacht werden sollte.
„Wir feiern Taufe als Zeichen der Gemeinschaft und der Liebe Gottes, die unseren Lebensweg begleitet. Wie gefällt Ihnen der Gedanke, Ihr Kind bei diesem besonderen Fest draußen direkt am Rhein taufen zu lassen?“ So fragten wir in einem Brief evangelische Elternteile ungetaufter Kinder. Viele meldeten sich zurück und im August 2022 feierten wir mit mehr als 3000 Menschen im Kölner Rheinpark 196 Taufen unter dem Motto „Vielfalt feiern“. Über ein Fünftel der Tauffamilien gab an, dass sie ihr Kind ohne das Tauffest nicht hätten taufen lassen. Ein knappes Drittel sagte, dass das Fest ihr erster direkter Kontakt zu einer Kirchengemeinde war.
Aus unserer Erfahrung heraus empfehlen wir für die Planung eines Tauffests sieben Punkte.
- Verbindung des Kasus mit einem Thema. Es braucht theologische Entscheidungen, die in jedem Planungsschritt berücksichtigt werden. Bei „Vielfalt feiern“ stand die menschliche Diversität als Teil der Schöpfung im Mittelpunkt. Theologischer roter Faden war die Überzeugung, dass Gott Vielfalt liebt und die Taufe die Zusage Gottes an jeden Menschen feiert: „Du bist wunderbar, so wie du bist.“ Auch möglichst viel Barrierearmut gehörte dazu: Toilettenwagen für Rollstuhlfahrer und -fahrerinnen, Audiodeskription und Gebärdendolmetscher. Und es wurde kein binnenkirchliches Vorwissen vorausgesetzt.
- Kombination von Kulturprogramm und Gottesdienst. Das Fest ging von 14 bis 18 Uhr. Vor dem Gottesdienst traten verschiedene Musiker und Musikerinnen sowie Künstler und Künstlerinnen auf. Währenddessen picknickten die Feiernden, tanzten oder sangen mit.
- Fest unter freiem Himmel und am Wasser. Entscheidend für viele war, dass draußen gefeiert und auf Wunsch mit Rheinwasser getauft wurde. Dazu gehört der Lokalbezug: mitten in Köln, direkt am Fluss, mit Blick auf die Altstadtsilhouette. Theologisch nahmen wir die Verbundenheit mit der Schöpfung als lebensspendender Ressource auf.
- Groß denken. Ein Festival dieser Größe gelingt nur mit professioneller Bühne, Veranstaltungsplanung und Technik. Für das Kulturprogramm wurden hochkarätige Künstlerinnen und Künstler gebucht. Die Moderation des Nachmittags übernahmen Ralph Caspers und Annie Heger.
- Verbindung von Großevent und Individualisierung. Entscheidend für viele war, dass die Taufe einerseits in einem individuellen Setting auf der eigenen Picknickdecke im Kreis der eigenen Gäste stattfand und andererseits zugleich im Rahmen eines großen Fests.
- Workshops. Statt einzelner Taufgespräche gab es einige vorbereitende Workshops mit organisatorischen Infos und einer theologischen Hinführung zur Taufe. Jeder Täufling bekam einen großen Regenschirm (fair und nachhaltig) mit aufgedrucktem Logo „Vielfalt feiern“, den die Tauffamilien anmalen und gestalten konnten.
- Kommunikation. Es braucht ein modernes und professionelles einheitliches Layout. Eine klare Rollenverteilung und Organisationsarchitektur sind entscheidend.
Mehr Infos und Impressionen des Festes: www.tauffest2022.de.
Dieser Beitrag ist der aktuellen Ausgabe des Magazins EKiR.info für Presbyterinnen und Presbyter entnommen. Das komplette Februarheft finden Sie zum Download hier.