[Kirchenkreis Moers] „Als Kind hatte ich mir überlegt, Friseurin zu werden. Oder Musikerin – ich habe immer im Chor gesungen, in Oratorien mitgewirkt, Solopartien übernommen etc.“, erzählt Ulrike Sünner. „Interessiert war ich immer an dem Schönen.“ Vor allem aber an der Frage nach dem Sinn des Lebens. Nach dem Unterricht in einer ev. Privatschule in Aachen ging sie nachmittags in Altenheime und Krankenhäuser, um dort die Lebenserfahrung der Menschen zu teilen und mit ihnen darüber zu sprechen, was das Leben und dessen Sinn ausmacht. Diesem Interesse folgend belegte sie an der Universität in Bonn neben Griechisch, Latein und Germanistik deshalb auch das Studienfach Theologie.
„Zartbitter“ in Köln
Ein Praktikum brachte sie in die Bereiche der Krankenhaus- und Behindertenseelsorge und entzündete endgültig das Feuer für die Theologie. Der praktische Teil der theologischen Ausbildung nach dem Studium in Bonn führte sie 1993 in eine Siegburger Gemeinde, dann zu „Zartbitter“ in Köln, wo sie Mädchen und Jungen mit Erfahrungen sexualisierter Gewalt beistand. Eine systemische Familienausbildung absolvierte sie in dieser Zeit ebenfalls. In Köln-Lindenthal war sie anschließend als Pfarrerin u.a. in der Universitätsklinik Köln in der Kinder-Krebsstation tätig und auch in der Gemeindearbeit.
Kinder- und Jugendpsychiatrie in Viersen-Süchteln
Nach der Ordination, wie die Beauftragung heißt, das Wort Gottes zu verkünden, bewarb sie sich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Viersen-Süchteln auf eine Sonderdienststelle. Dort arbeitete sie mit Mädchen- und Jungs, mit Jugend- und Schulgruppen, gründete eine Band mit den Heranwachsenden und machte trotz aller ans Herz gehenden Geschichten gute Erfahrungen, „Erfahrungen von Leid und Fülle“, wie sie sagt. „Meine Zusatzausbildung half mir dabei. Und offensichtlich steht mir nicht auf die Stirn geschrieben, dass ich Pfarrerin bin. Die Jugendlichen waren positiv überrascht“, erinnert sie sich. „Es ging in meiner psychiatrischen Seelsorge darum, Menschen wertzuschätzen und zu verstehen, wie sie sind und einen Ort für liebevolle Begegnung zu ermöglichen. In solchen Begegnungen kann sich die Kraft Gottes entfalten“, resümiert die 55-Jährige rückblickend den Sinn ihrer 21-jährigen Arbeit dort.
Zuhause angekommen
Nach anschließenden zwei Jahren als Pfarrerin in der Universitätsklinik Düsseldorf wollte sie sich selbstständig machen als Psychoonkologin, wozu sie eine Zusatzausbildung absolvierte hatte. „Da fragte mich die Ev. Kirche im Rheinland, ob ich mir nicht vorstellen könnte, in der ev. Emmauskirchengemeinde in Rheinhausen eine freie Gemeindepfarrstelle so lange zu übernehmen, bis sie neu besetzt würde. Eigentlich wollte ich nie Gemeindepfarrerin werden, sagte aber dennoch zu.“ Das war im September 2022. Es wurden neun Monate daraus, in der sie ihre Arbeitszeit ständig verlängerte. „Dann kam ein Grillabend, der mir bewusst machte, wie sehr mir die Menschen dort inzwischen ans Herz gewachsen, wie wichtig sie mir waren. Sie sind geerdet und akzeptieren andere, bunt wie sie sind, auch mich. An dem Abend wurde mir klar, dass ich zuhause angekommen bin“. Sie bewarb sich dann auf die Pfarrstelle und wurde einstimmig gewählt.
Musikalisch besonderer Einführungsgottesdienst
Am 1. Oktober wird Ulrike Sünner von Matthias Immer, Synodalassessor des Kirchenkreises Moers, mit einem Gottesdienst in ihren Dienst als Pfarrerin der Ev. Emmauskirchengemeinde eingeführt. Der Gottesdienst wird gehalten von Prädikantin und Presbyteriumsvorsitzenden Manuela von Gersum. Er findet statt in der Erlöserkirche in Rheinhausen, Beethovenstraße 18a, beginnt um 10 Uhr und wird sehr besonders. Denn auch als Theologin bleibt Ulrike Sünner musikalisch interessiert und der Kirchraum wird daher auch musikalisch Überraschungen bieten.