[Kirchenkreis Moers] Wenn Pastor Martin Simon jetzt in den Ruhestand geht, grenzt es an ein Wunder. Denn das Ende seiner Dienstzeit hätte schon vor 26 Jahren erreicht sein können. Als ihn damals am Ende einer Gemeindefreizeit eine lebensbedrohliche Hirnblutung ereilte, war völlig offen, wie es mit ihm weiter geht.
„Gott musste wohl eingreifen, damit ich merke, dass ich nicht immer nur im Dienst sein kann“, sagt er heute. Und noch einen Dank richtet er an Gott: Für die Gemeinde, die ihn in der Situation der akuten Krankheit und den schweren Folgejahren getragen hat, als er und die Familie sich an das Leben mit seiner halbseitigen Lähmung gewöhnen musste.
„Wer wusste denn, wozu das gut sein könnte“
Nicht einmal 40 Jahre zählte er damals. 1959 in Iserlohn geboren, hatte er über seine Eltern und den Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) den Glauben kennengelernt. Der Schule schloss er gleichwohl keine kirchliche Ausbildung an, sondern eine Industriekaufmannslehre. „Aber die war nicht meins, das merkte ich schon am zweiten Tag. Ich führte sie dennoch zu Ende, wer wusste denn, wozu das gut sein könnte.“ Anschließend ging er drei Jahre zur theologischen Ausbildung an das Wuppertaler Johanneum. Dort las er das Stellenangebot der Ev. Kirchengemeinde Vluyn. Sie suchten einen Jugendleiter, wie damals Gemeindepädagogen genannt wurden. Da die Gemeinde kein Geld für die Stelle hatte, finanzierte sie diese über Spenden. „Wie kannst Du Dich in eine so unsichere Position bewerben“, wurde Simon gefragt. „Aber gerade, weil die Gemeinde diese Stelle trotz der Schwierigkeit ausschrieb und dafür kämpfte, zeigte mir, wie wichtig sie ihr war. Glauben, Mut und Vertrauen, das ist auch heute noch ein Kennzeichen der Kirchengemeinde.“
Im Büro wie an der Ladenkasse
Er bekam die Stelle, und schloss sogar noch ein berufsbegleitendes sozialpädagogisches Studium an. In der Gemeindearbeit fasste er so gut Fuß, dass er 1995 gebeten wurde, sich zur „Verkündigung von Wort und Sakrament“ beauftragen zu lassen. Seitdem hat er Kinder getauft, Liebenden Gottes Segen für ihre Partnerschaft zugesprochen, Trauernden seelsorglich beigestanden, Gottesdienste gefeiert und war den Menschen im Büro wie an der Ladenkasse im Ort Gesprächspartner. Die Gemeindegeschicke hat er mit anderen im Presbyterium gelenkt, zuletzt als Vorsitzender. Dabei half ihm, wenn es um Projekte oder finanzielle Fragen ging, das Gelernte aus der Kaufmannsausbildung.
Geschichten und Krimis
„Es waren fast 40 gute Jahre in dieser Gemeinde. Ich habe mit ganzem Herzen für sie gearbeitet, sicher einiges geleistet, aber auch viel bekommen. Ich habe mich hier entwickeln können“, blickt Martin Simon zurück. „Meine Frau und ich werden im Ort wohnen bleiben, wenn auch in einer kleineren Wohnung. Ich genieße es, hier alles fußläufig erledigen zu können und gehe gern einmal ins Café.“ Und auch auf die Zeit für eine andere Tätigkeit freut er sich. „Schreiben war mir immer wichtig. Ich verfasse Geschichten und Krimis.“ Vier Produktionen der letzteren Gattung liegen bereits in der Schublade und warten auf die Endredaktion. Und auch für den Neukirchener Kalender schreibt er, wie ein Journalist genau auf Zeile.
Weitere Informationen
Am 21. Januar 2024 wird Pastor Martin Simon im 10 Uhr-Gottesdienst in der Ev. Dorfkirche, Kirchplatz 3, 47506 Neukirchen-Vluyn durch Wolfram Syben, Superintendent des Kirchenkreises Moers, von seinem Dienst entpflichtet. Predigen wird Simon an seinem Abschiedstag selbst.