Ostern startet im Kirchenkreis Moers das Projekt „MIRA – dein Mitmach-Rad“. Inspiriert von der Idee, Lastenfahrräder als vielseitige Plattform für Werbung, Aktionen etc. zu nutzen, wird das Projekt die Bildung aus Kursräumen hinaus in die Gemeinschaft bringen. Unterwegs sein wird es im gesamten Gebiet des Kirchenkreises Moers von Rheinhausen bis Alpen und Hoerstgen bis Homberg.
Fußgängerzonen, Spielplätze, Jugendzentren, Senioreneinrichtungen als Orte für Bildungsprozesse
„Wir haben in anderen Städten gesehen, wie während der Corona-Lockdowns beispielsweise Elternkurse auf Spielplätzen im Freien stattfanden, dort, wo auch die Kinder spielen konnten und gleichzeitig beaufsichtigt waren. Diese Idee greifen wir auf“, erklärt Petra Kurek, pädagogische Mitarbeiterin von der Ev. Familien- und Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Moers. „Wir wollen mit unserer aufsuchenden Bildungsarbeit Fußgängerzonen, Spielplätze, Jugendzentren, Senioreneinrichtungen als Orte für Bildungsprozesse außerhalb eines üblichen Klassenzimmers oder Kursraumes nutzen, um den Schritt in eine Lernsituation einfacher zu machen. Wir werden in unserem Lastenrad alle Materialien dafür mitbringen. Kaffee und Wasser für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kurse sollen ebenfalls bereitgestellt werden.“ Ihr Kollege Paul Groschinski ergänzt: „Wir werden außerdem Aktionen organisieren oder bei Veranstaltungen von Gemeinden und Einrichtungen mitwirken. Unter dem Motto ‚MIRA zeigt Haltung‘ etwa zum Thema Rassismus. Die Menschen können an diesen Tagen in spielerischer Weise den Rassismus in Alltagssituationen erkennen lernen, selber eine Position entwickeln, und diese auch öffentlich machen.“
Wertschätzung fördert Lernprozesse und Beteiligung am öffentlichen Leben
Schließlich, und das ist das ganz Neue an dem Projekt, begeben sich die Mitarbeitenden der ev. Familien- und Erwachsenenbildung mit MIRA auf die Suche nach Bildungsschätzen in den Stadtvierteln und Dörfern. „Solche Schätze sind die Menschen selbst mit ihren Erfahrungen, Erkenntnissen, Lebensweisheiten oder Kompetenzen“, erklärt Petra Kurek. Das Konzept fasst Bildung weit: nicht nur als Unterricht einer studierten Lehrkraft, sondern als Kommunikation der Menschen miteinander. Das Projekt MIRA geht davon aus, dass jeder Mensch seine Umgebung mit individuellem Wissen und Erfahrungen bereichern kann. Wertschätzung fördert Lernprozesse und Beteiligung am öffentlichen Leben. „Wir leisten das sogenannte Empowerment, zeigen also den Menschen, dass sie Potenziale haben, die sie vorher nicht wahrgenommen haben, dass sie gesellschaftlich relevant sind. Wir ermutigen sie, ihr Wissen weiterzugeben“, ergänzt Paul Groschinski.
Examen und Studienabschlüsse spielen dabei keine Rolle.
Examen und Studienabschlüsse spielen dabei keine Rolle. “Meine Oma kann von dem Leben unter den Nazis, Krieg und Fluchterfahrungen glaubhaft berichten. Sie ergänzt damit Geschichtsunterricht und stellt Thesen von rechter Seite mit ihrem Erfahrungswissen in Frage“, sagt Paul Groschinski. Ein anderes Beispiel könnte jemand aus einem anderen Land sein, der anderen einen Grundwortschatz beibringt, ein freundliches „Guten Morgen“, „Danke“, „Bitte“ usw. und von den Menschen und ihrer Kultur in seiner früheren Heimat erzählt, um ein Grundverständnis für dieses Land zu vermitteln. „Die Veranstaltungen werden wir begleiten. Sie erinnern eher an ein Sprachcafé als an einen Sprachkurs. Wer die Sprache darüber hinaus erlernen möchte, findet ein angemessenes Angebot an den jeweiligen Bildungsinstituten“, erläutert Petra Kurek das Konzept. „Wir freuen uns auf die Begegnungen.“
Projektdauer zwei Jahre
Das Projekt wird mit 17.000 Euro gefördert aus Mitteln, die über das eeb (Ev. Erwachsenenbildungswerk Nordrhein) kommen. Es soll über zwei Jahre gehen. Dann wird überprüft, was gut geklappt hat, welche Erfahrungen an andere weitergegeben werden können, wo etwas nicht funktioniert hat und ob es fortgesetzt wird.
Weitere Informationen:
- MIRA ist nicht nur die Abkürzung von „Mitmach-Rad“, sondern hat auch schöne Bedeutungen: Auf Latein etwa bedeutet es „Wunder“, im Slawischen „Frieden“.
- Unter mira-mitmachrad.de gibt es weitere Informationen. Demnächst soll dort zu sehen sein, an welchem Ort sich das Mitmachrad „MIRA“ befindet. Zudem werden dort kleine Erfahrungsschätze der Begegnungen und Ankündigungen von Aktionen zu finden sein. Auch ein MIRA-Instagram-Kanal ist bereits eingerichtet: instagram.com/miradeinmitmachrad