[Kirchenkreis Moers / Grafschafter Diakonie] Mohamed Ghentaoui ist einer von 45 Pflege-Azubis bei der Grafschafter Diakonie. Bei den Seniorinnen und Senioren in der Altenheimat Vluyn ist der angehende Pflegefachmann aus Marokko beliebt. „Ohne ihn geht es nicht“ meinen auch seine Kollegen und Vorgesetzte. Und für den 26-Jährigen geht es mit der tatkräftigen Unterstützung, die er nach der Ankunft in Deutschland bei den Mitarbeitenden des Wohlfahrtsverbands fand, nun Schritt für Schritt voran.
Mohamed Ghentaoui ist 26 Jahre alt und stammt aus Marokko. Er hatte zu Hause seinen Bachelor in Geografie und Geschichte in der Tasche und war bereits ein Jahr als Lehrer in einer Schule tätig. Und er lernte Deutsch, denn den Master-Studiengang wollte er in Deutschland machen. „Zuhause reichte das Geld als Lehrer nicht, um eine Familie zu gründen“, berichtet er. Marokko ist noch immer ein Entwicklungsland. Viele Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze. Was tut da ein junger Mann mit seinen Plänen, wenn er im eigenen Land kein Auskommen sieht: Mohamed kündigte die karg bezahlte Stelle und ging nach Deutschland. Das war im April 2022. Seit knapp einem Jahr hat Mohamed einen Ausbildungsvertrag zum Pflegefachmann. Gleichzeitig fand er bei der Grafschafter Diakonie seine zweite berufliche Bestimmung.
Aus Plan A, dem Masterstudium, wurde nichts. Obwohl er gutes Deutsch spricht, bestand Mohamed die vorgeschriebene Prüfung nicht. Über Kontakte wurde er auf den Beruf des Pflegefachmanns aufmerksam. Der Pflegefachmann wurde zu seinem Plan B. „Zuhause habe ich schon neun Jahre meinen kranken, inzwischen verstorbenen Vater betreut“, berichtet Mohamed. Über den Umweg einer ambulanten Pflegestation in Rheinhausen kam er zur Altenheimat Vluyn. Nach ein paar Schnupper-Arbeitstagen in dem Seniorenheim der Grafschafter Diakonie stand der Entschluss für den Berufswechsel fest. Einfach sei das alles nicht gewesen, meint Mohamed. Sprachkurse und Prüfungen, Behördengänge für befristete Aufenthaltsgenehmigungen und vieles andere seien zu meistern gewesen. Inzwischen bekomme er Hilfe beim Deutschlernen durch die Kurse an der Bethanien-Akademie, wo er den Theorieteil seiner Ausbildung zur Pflegefachkraft absolviert. „Zusammen mit drei weiteren Marokkanern dort büffele ich viel.“
Angesichts der Probleme alles hinzuwerfen, sei für ihn kein Thema: „Aufgeben kommt nicht in Frage. Ich bin jung, die Menschen brauchen mich. Und ich kann auch noch Geld verdienen“, stellt Mohamed fest. Was für ihn den Pflegeberuf ausmache: „Wenn ich in der Altenheimat zu einem Bewohner komme, lache ich ihn an. Der lacht zurück, und das ist für mich das Schönste“, erzählt er. „Ich kann es nicht ertragen, wenn die alten Leute einsam und traurig sind.“
Mohamed wohnt in der Altenheimat der Grafschafter Diakonie in Vluyn, er hat dort eine kleine Wohnung. „Das hat mir Frau Marson besorgt. Ich liebe Frau Marson. Ohne sie wäre ich hier verloren gewesen.“ Frau Marson, das ist Nina Marson von der Zentralen Praxisanleitung der Grafschafter Diakonie. „Sie hilft auch bei allem, was mit den Behörden zu tun hat“, sagt er.
Mohamed ist in der Altenheimat beliebt, auch bei den älteren Damen. Wie Christel Hoffmann. Die Seniorin ist 92, sieht aber aus wie 72, und sitzt gerade im Speisesaal beim Abendbrot. Sie erzählt munter: „Mohamed ist ein ganz lieber Mensch. Ich habe ihn sehr gern. Ich konnte ihm eine Freude machen und habe ihm Möbel aus meiner ehemaligen Wohnung geschenkt“, berichtet die Seniorin und lächelt.
Im Frühjahr 2026 wird Mohamed sein Pflegeexamen absolvieren. Danach kann er dauerhaft in Deutschland bleiben und dafür hat er auch schon wieder Pläne gemacht: „Später würde ich am liebsten in der Altenheimat arbeiten. Und die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen. Ich möchte auch eine Familie haben, vielleicht sogar ein kleines Häuschen.“ Mohamed weiß eben, was er will.
Weitere Informationen
45 Auszubildende bereiten sich derzeit bei der Grafschafter Diakonie auf ihren Beruf als Pflegefachmann/-frau vor. 17 von ihnen haben eine Migrations- oder Fluchtgeschichte. Während ihrer Ausbildung lernen sie neben der Arbeit in den Seniorenheimen auch die ambulante Pflege sowie die Arbeit im Krankenhaus kennen. Der nächste Ausbildungsjahrgang startet am 1. April.
Die Diakonie im Kirchenkreis Moers feiert 100 Jahre. Das Jubiläum im Jahr 2024 steht unter dem Motto „Ohne uns geht es nicht“. Die Einrichtungen und Dienste des Wohlfahrtsverbandes organisieren Aktionen und stellen ihre soziale Arbeit vor. Der nächste Termin ist am Freitag, 15. März. Dann lädt der Johann Heinrich Wittfeld- Wohnverbund alle Interessierten zu einem Frühlingsbasar mit Blick hinter die Kulissen ein.