Pressemitteilung

Netzwerkerin für Bildung in Kirche und Gesellschaft

Am 20. Dezember wird Karin Menzel wird verabschiedet

  • Nr. 4075/2024
  • 15.12.2024
  • 5393 Zeichen
  • Pressereferat Kirchenkreis Moers

[Kirchenkreis Moers] Die Regel „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ galt für Karin Menzel nicht. Als sich die damals 29-Jährige 1991 beim Kirchenkreis Moers als Frauenbeauftragte bewarb, war die Bewerbungsfrist bereits abgelaufen. Doch Menzels feministische Schwerpunkte aus ihrem Studium der Germanistik und Theologie überzeugten die Kirchenkreisleitung: Sie wurde zum Bewerbungsgespräch eingeladen und noch am selben Abend eingestellt. Jetzt, 33 Jahre später, scheidet sie aus dem Dienst aus und tritt Ende Dezember 2024 in die passive Phase der Altersteilzeit ein. Vorausgegangen ist ein Leben mit wichtigen Begegnungen und der genauen Beobachtung gesellschaftlicher Entwicklungen.

Wesentlich beeinflusst von Begegnungen

Karin Menzel wuchs in Rumeln-Kaldenhausen auf. Im Religionsunterricht in der Schule wurde Pfarrer Dieter Kelp zum Vorbild, der bei den Arbeitskämpfen um die Schließung der Krupp-Standorte an der Seite der Stahlarbeiter und für die soziale Verantwortung der Kirche stand. An der Universität Duisburg studierte sie Theologie auf Lehramt. Zu ihren Professoren zählten der engagierte Pazifist Adam Weyer und Hans Kremers, bekannt für seinen Einsatz für die deutsch-jüdische Verständigung. Als Germanistin forschte Menzel zu geschlechtergerechter Sprache und widmete ihre Examensarbeit den Frauen um Jesus. Später war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsinstitut zur Geschichte und Religion des Judentums. „All das hat mich wesentlich beeinflusst, und ich habe meine Erkenntnisse umsetzen wollen“, sagt sie rückblickend.

Frauenkirchenage und Solidaritätsgottesdienst

Zu ihren ersten Projekten beim Kirchenkreis Moers gehörte es, Frauen für Leitungsämter in den Gemeinden fit zu machen. Sie organisierte Frauenkirchentage, die damals auf breite Resonanz stießen. Ein besonderer Moment war der Solidaritätsgottesdienst für die Opfer des Krieges im ehemaligen Jugoslawien. „Die Stadtkirche war bis auf den letzten Platz besetzt, 3200 DM an Spenden kamen zusammen.“ Ab 1998 arbeitete sie neu gegründeten Evangelischen Forum in der Erwachsenenbildung. Sie übernahm dessen Leitung und wurde zwei Jahre später Geschäftsführerin der Organisation „Neues Evangelisches Forum“, in dem viele synodale Dienste vereint wurden.

Blickpunkte Demenz initiiert

Sie konzipierte neue Bildungsangebote, die auf gesellschaftliche und kirchliche Herausforderungen reagierten, entwickelte Fortbildungen für Mitarbeitende an Schulen, ein Angebot, das es damals in der Region noch nicht gab, und initiierte vor 18 Jahren die Kooperation „Blickpunkte Demenz“, die für Angehörige demenzerkrankter Menschen Informationsangebote und Beratungszeiten verschiedener Träger von Grafschafter Diakonie über und Caritas bis zu Krankenhäusern, sammelt. „Ich bin sehr froh darüber, dass wir so vertrauensvoll zusammenarbeiten konnten und diese Broschüre nach meinem Ausscheiden fortgeführt wird.“

Integrationskurse

Bei alldem legte sie ihren Fokus darauf, welchen Lernbedarf es aktuell in der Gesellschaft gibt. Dazu gehörte zum Beispiel die Organisation von 66 Sprach- und Integrationskursen mit 1700 Teilnehmenden in den Jahren 2015 bis 2018 – eine Reaktion auf die hohe Zahl Geflüchteter, die am Niederrhein nach Sicherheit und Heimat suchten. „Organisieren hieß z. B. Finanzierungsmittel von Bund und Land akquirieren, um Spenden werben, mit der Bundesagentur für Arbeit zusammenzuarbeiten und haupt- und ehrenamtliche Dozentinnen und Dozenten gewinnen und sie in ihrer oft belastenden Arbeit begleiten“, beschreibt sie die damalige Tätigkeit. Zu einem weiteren Schwerpunkt wurde die Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt. Seit 2020 verantwortete sie Seminare, die haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende in Gemeinden und Einrichtungen im Kirchenkreis Moers trainieren, Gewalt und Grenzverletzungen zu erkennen und festen Handlungsvorgaben zu folgen.

Aktuelle Themen Frieden, Gerechtigkeit oder Klimawandel

Das Experimentieren mit neuen Veranstaltungsformen bedeutete ein wichtiges Anliegen für sie. Sie plante Pilgerwege genauso, wie sie etwa Bildungsurlaube per Fahrrad zu politisch-ökologischen Themen leitete. Und gemeinsam mit ihrem Kollegen Hinrich Kley-Olsen setzte sie Halbjahresschwerpunkte mit Seminaren, Vorträgen und kulturellen Veranstaltungen zu den aktuellen Themen Frieden, Gerechtigkeit oder Klimawandel um.

Kontinuität kreiskirchlicher Bildunsarbeit ist Veränderung

„Nun kann ich die Leitung abgeben an meine Nachfolgerin und freue mich über das Engagement des neuen Teams z. B. die mobile Bildungsarbeit mit dem Bildungsbike ‚MiRa‘. So bleibt die Kontinuität in der kreiskirchlichen Bildung auch künftig: die Veränderung“, lacht die 63-Jährige. Wie sie Kontinuität und Veränderung auch in der neuen Lebensphase verbindet, dafür hat sie schon einen konkreten Plan: Im kommenden Jahr wird sie beim Bildungsurlaub nach Auschwitz dabei sein. Diesmal allerdings als Teilnehmende.

Weitere Informationen

Karin Menzel wird in einem Gottesdienst am 20. Dezember um 14.00 Uhr mit einem Gottesdienst in der Ev. Kirche in Rumeln, Friedhofallee 11, 47239 Duisburg durch Superintendent Wolfram Syben verabschiedet. Ihre Nachfolgerin in der Leitung der Erwachsenen- und Familienbildung ist Petra Kurek, die vor drei Jahren beim Neuen Ev. Forum Kirchenkreis Moers begonnen hat.