Ruanda, das „Land der tausend Hügel“, ist ein fruchtbares, 1700 bis 4500 Meter hohes Bergland in der Nähe des Äquators. Die Wasserscheide zwischen dem Kongo und dem Nil-Flusssystem durchzieht das Land von Nord nach Süd. Grün und paradiesisch, so sieht es – fast das ganze Jahr über – aus. Doch überall im Land gibt es Massengräber, Grabkreuze und Monumente. 1994, von April bis Juli, ließ die damalige von der Bevölkerungsgruppe der Hutu gestellte Regierung mehr als 800 000 ihrer eigenen Landsleute, überwiegend von der Bevölkerungsgruppe der Tutsi umbringen. Zum Teil sind mehr als 10000 Tote in einzelnen Massengräbern verscharrt. Viele, die diesen hunderttägigen Völkermord überlebt haben, sind bis heute körperlich und seelisch traumatisiert. Das Land hat einen Anteil von 72 Prozent weiblicher Bevölkerung. Tausende der Witwen wurden vergewaltigt und sind jetzt an AIDS erkrankt.
Der Kirchenkreis Moers unterhält seit 1985 eine Partnerschaft mit der Eglise Presbytérienne au Rwanda, der ältesten evangelischen Kirche in dem zu 80 Prozent christlichen Land. Fast im jährlichen Wechsel besuchen ruandische und deutsche Delegationen das Partnerland, um Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Zum Beispiel: Wo Menschen leben, wie sie ihre Gottesdienste feiern, ihr kirchliches Leben organisieren und Verantwortung für ihr Land übernehmen.
Das Engagement in Bildung (Primar- und Sekundarschulen), Gesundheit (zwei Krankenhäuser, fünf Gesundheitszentren), in Handwerksprojekten, Jugend- und Sozialarbeit, dazu ein Diakonissenmutterhaus von mehr als 30 ruandischen Schwestern, das sich um die nach dem Krieg neu zusammengesetzten Familien von Witwen und Waisen kümmert – dies alles ist möglich wegen des wachen Verantwortungsbewusstseins der Kirche für das Wohl der ruandischen Gesellschaft und der vielfältigen Beziehungen zu Partnern in Europa, die dieses Engagement mitfinanzieren.
Trotz der fürchterlichen Geschehnisse, die in praktisch jeder ruandischen Familie ihre Spuren hinterlassen haben und trotz der (wegen ihrer Nähe zum Völkermordregime) verlorenen Glaubwürdigkeit einer ganzen Führungsgeneration in den christlichen Kirchen, haben die Menschen ein großes Zutrauen in die tröstende und heilende Kraft des Evangeliums. Die Gottesdienste sowohl der etablierten Kirchen als auch der vielen neuen prophetisch-charismatischen Gruppen sind voll und pulsierend lebendig.
Ansprechpartner
Christian Berges
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