Abgründiges Leid haben uns die Betroffenen in der ForuM-Studie vor Augen gestellt – und ich hoffe, uns damit die Augen geöffnet. Viel zu vielen ist unter dem Dach unserer evangelischen Kirche und unserer Diakonie furchtbare Gewalt angetan worden. Von einigen von ihnen wissen wir, von vielen wissen wir noch nicht. Wir haben davon gehört vom Martinstift in Moers in den 50er Jahren. Wir hören und lesen nun davon, dass sexualisierte Gewalttaten an so vielen kirchlichen Orten verübt wurden. Es gibt keine heile Welt bei uns Und es kann niemanden mehr geben, der/die meint, in ihrem/seinem Verantwortungsbereich gäbe es keine Gefährdungen. Wir sind dankbar und es beschämt uns zugleich, dass erst die Stimmen von Betroffenen stark werden mussten, bevor wir als Kirche und Diakonie angefangen haben wirklich hinzuhören. Die ForuM-Studie hält uns den Spiegel vor, in dem erkennbar wird, wie wir nicht hingeschaut und abgewiegelt haben, wie wir Betroffenen nicht glauben wollten und bemüht waren, den guten, den vermeintlich heilen Schein zu wahren, wie wir in schönen Selbstbildern gelebt haben, den Missbrauch von Macht nicht erkannt haben und nicht glauben wollten, was wir schon lange hätten wissen können. Die ForuM-Studie zeigt uns schlimme Versäumnisse und zugleich bessere Wege auf, wie wir für mehr Schutz sorgen, Betroffene ernstnehmen und unterstützen, Verdachtsfällen nachgehen und so unsere Kirche und unsere Diakonie zu einem sichereren Raum machen können. Damit hilft uns die ForuM-Studie auch, unsere Verantwortung je vor Ort besser zu begreifen – und sie aktiv wahrzunehmen. Das ist enorm wichtig und zugleich der Schlüssel für jede Verbesserung. Deshalb bin ich froh über die ehrlichen Erkenntnisse dieser Studie, so schmerzhaft sie sind. Und der Schmerz der Menschen, die in unserem kirchlich-diakonischen Verantwortungsbereich Leid erlitten haben, verpflichtet uns, den nächsten und den übernächsten Schritt der Aufarbeitung und der Prävention zu gehen. Bitte gehen Sie mit!
Ihr
Wolfram Syben, Superintendent