Pressemitteilung

„Guter Abschluss unseres Neuanfangs“

Dass im September in der Ev. Kirchengemeinde Homberg wieder Glockengeläut ertönt, ist nicht selbstverständlich und das Ergebnis eines gelungenen Prozess

  • Nr. 2043/2021
  • 27.4.2021
  • 4388 Zeichen

<Kirchenkreis Moers> Der Turm, der an der Homberger Wilhelmstraße im Rohbau steht, besitzt für die ev. Kirchengemeinde einen ganz besonderen Wert: „Mit dem Bau hat ein langer Weg für unsere Gemeinde einen guten Abschluss gefunden“, sagt Pfarrer Matthias Immer: „Wenn die Glocken das erste Mal zum Gottesdienst rufen, werden viele Menschen berührt sein und eine Träne verdrücken. Ich selbst auch.“ Die Geschichte, die hinter dem Neubau steht, begann mit einem schmerzlichen Verlust: Die abnehmende Zahl der Gemeindeglieder und der damit verbundene Rückgang der für die Arbeit zur Verfügung stehenden Finanzmittel veranlasste die Gemeinde im Jahr 2013 zu einem entscheidenden Schritt. „Unsere beiden Gemeindehäuser und die Rheinkirche waren überdimensioniert im Raumangebot, kostenintensiv im Unterhalt und alle von Grund auf sanierungsbedürftig. Wir mussten unsere Gebäudestruktur überdenken“, erinnert sich Immer. Als dann klar wurde, dass auch die Rheinkirche nicht mehr zu halten war, bedeutete das einen Tiefpunkt für die Gemeinde. „Alle waren traurig“, sagt Pfarrerin Doris Kroniger: „Umso dankbarer sind wir dafür, dass wir es geschafft haben, zusammen nach vorne zu blicken.“

2014 startete der Prozess und die gemeinsame Überlegung mit der Gemeinde: „Wie kann es weitergehen?“ Von da an ging es Schritt für Schritt voran: 2015 wurden die Baupläne konkret. Nach der Ausschreibung eines Wettbewerbs erhielt Architekt René Koblank des Bochumer Unternehmens „dreibund architekten“ den Auftrag ein neues Haus an einem zentralen Ort zu entwerfen. 2018 wurde das Haus eröffnet. Es steht an der Stelle des über 2000 Quadratmeter großen Lutherhauses. „Das Haus entspricht dem, was wir uns gewünscht haben. Es ist offen, einladend, zentral gelegen und gut zu erreichen“, erläutert der Kirchmeister der Gemeinde Karl-Heinz Kunz. Von Beginn an war der Glockenturm Bestandteil der Planungen. „Und die Gemeinde wünschte ihn sich sehr.“ Konkret konnten die Pläne dennoch erst werden, nachdem die über 500 Menschen fassende Rheinkirche eine neue Nutzung fand. Nach einem Entwurf von Architekten des Düsseldorfer Unternehmens „Küss-den-Frosch“ wird aus ihr derzeit ein Kolumbarium. „Wir sind sehr glücklich, dass diese Übergabe und die gute Nutzung gelungen ist“ freut sich Pfarrerin Kroniger. „Denn der Verlust ihrer Kirche bewegt immer noch viele Menschen in der Gemeinde.“

Dass für den nachträglichen Turmbau mit 250.000 Euro rund 30.000 Euro mehr aufzubringen waren, als bei einem Einbau zu Beginn des Projekts, fing die Gemeinde mit vereinten Kräften auf. „Das Presbyterium hat nach langem Abwägen beschlossen: Wir brauchen den Glockenturm als Abschluss unseres Neuanfangs“, sagt Kirchmeister Kunz. „Ein tolles Erlebnis war, als wir der Gemeinde sagten, dass der Turm jetzt gebaut wird – und spontan Applaus aufkam“, erinnert er sich. Pfarrer Matthias Immer blickt dankbar auf die letzten Jahre zurück: „Sowohl dieses als auch das vorangehende Presbyterium haben Großes geleistet. Und das Netzwerk unserer Kirche hat uns unterstützt: Von der Landeskirche über den Kirchenkreis bis zu den vielen in unserer Gemeinde, die mit angepackt haben. Ohne diese und die unbezahlbare ehrenamtliche Arbeit wäre vieles nicht möglich geworden. Auch nicht der Turm, der gerade in diesen Zeiten wie ein Hoffnungszeichen für alle Menschen im Stadtteil steht.“ Nicht nur baulich geht es in diesen Wochen an der Wilhelmstraße in die letzte Etappe: Das Presbyterium bereitet derzeit die Läuteordnung vor und plant einen Informationsabend für die Nachbarschaft. „Schließlich sind nicht alle hier mit dem Klang von Glocken vertraut“ erläutert Pfarrerin Kroniger.

Und wenn im September die Glocken das erste Mal läuten, tun sie es für die Gemeinde mit einem altbekanntem Klang: In dem zwölfeinhalb Meter hohen Turm wird eine Glocke aus der Rheinkirche läuten und eine weitere aus dem früheren Dietrich-Bonhoeffer-Gemeindehaus ihren Platz gefunden haben. „So sind zwei Herzstücke aus beiden früheren Standorten mit umgezogen“ freut sich Pfarrer Matthias Immer.

  • Pressereferat Kirchenkreis Moers