Pressemitteilung

Update: Diakonie Thema der Synode

  • Nr. 2057/2021
  • 11.6.2021
  • 10458 Zeichen

Zur mittlerweile dritten digitalen Synodaltagung fanden sich am 11. Juni 122 Abgeordneten aus den 21 Ev. Kirchengemeinden des Kirchenkreises Moers zusammen, um gemeinsam zu diskutieren, beraten und zu beschließen.

Menschenfreundlichkeit Gottes in die Welt tragen

Die Synode begann mit einer Andacht von Pfarrer Jan Christofzik. Anschließend sprachen Annegret Puttkammer, Direktorin des Neukirchener Erziehungsvereins, und Manfred Osenger, Bürgermeister der Stadt Duisburg, Grußworte.

Annegret Puttkammer, die zum ersten Mal an der Synode des Kirchenkreises Moers teilnahm und ihr Synodalgelübde ablegte, wies darauf hin, das Neuekirchener Erziehungsverein und der Kirchenkreis und seine Diakonie dasselbe Ziel hätten: Die Botschaft von der Menschenfreundlichkeit Gottes in die Welt zu tragen. Osenger dankte im Namen der Stadt Duisburg, dass die Gemeinden während der Pandemie schnell Möglichkeiten gefunden hätten, Gemeinde auch in schweren Zeiten tragfähig zu halten und den Menschen vor Ort hilfreich zur Seite zur stehen.

„Unsere Diakonie“ als Hauptthema der Synode

Zum Hauptthema „Unsere Diakonie“ sprach Pfarrer Kai T. Garben. Garben ist neben Dr. Oliver Hautz Geschäftsführer der Grafschafter Diakonie gGmbH – Diakonisches Werk Kirchenkreis Moers. Er berichtete über die Arbeit der ambulanten und stationären Pflege, die sich an Seniorinnen und Senioren genauso richtet wie an Menschen mit Behinderungen. Er sprach von den sozialen Diensten, wie etwa der Schuldnerberatung oder dem Seniorenbüro. Während einige Bereiche, wie die Drogenhilfe oder die Schuldnerberatung, wenngleich nicht auskömmlich, doch zumindest zu einem Teil öffentlich gefördert werden, gebe es auch den wichtigen Bereich der Allgemeinen Sozialberatung als Anlaufstelle für Menschen in Not. Die allgemeine Sozialberatung wird aber leider überhaupt nicht öffentlich gefördert, sondern muss von der Diakonie finanziell vollständig aus Eigenmitteln bestritten werden und wird vom Kirchenkreis Moers unterstützt. Er ist eine offene Anlaufstelle für Menschen in verschiedenen Problemlagen.  Die Sozialberatung ist gut vernetzt zur Demenzberatung, Drogenhilfe, Schuldnerberatung etc. so dass Ratsuchenden Perspektiven gezeigt werden können. Garben wies zudem auf vielfältige Vernetzungen zwischen Gemeinden und der Grafschafter Diakonie hin, etwa das Diakoniezentrum Rheinhausen auf dem Gelände der Ev. Emmaus-Kirchengemeinde – Gemeindebereich Erlöserkirche. Im ehemaligen Pfarrhaus gibt es z. B.  eine ambulant betreute Wohngemeinschaft, im Regenbogenhaus an der Erlöserkirche bestehen Beratungsangebote, Flüchtlingshilfe, Kinder- und Jugendhilfe, der Jugendmigrationsdienst, Hausaufgabenbetreuungen und das kommunale Integrationszentrum. In direkter Nachbarschaft befindet sich die Diakoniestation Rheinhausen mit der ambulante Pflege.
Die Grafschafter Diakonie berät Gemeinden zudem hinsichtlich Kleiderkammern oder der Nutzung von Gebäuden, sie stellt Informationen für Gemeindebriefe her, beteiligt sich an Diakoniesonntagen etc. Garben warb darum, dass der Vertrag zwischen Gemeinden, Kirchenkreis und Grafschafter Diakonie während der kommenden Synode wieder in gleicher Höhe von 480000 Euro abgeschlossen wird, damit diese wichtigen Arbeit  in dieser Form aufrechterhalten werden kann. Eine Diskussion in Kleingruppen mit anschließendem Austausch im Plenum schloss sich an.

Konzept zum Schutz vor sexualisierter Gewalt

Im nächsten Tagesordnungspunkt bekamen die Synodalen Informationen über das Konzept zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, das der Kreissynodalvorstand für den Kirchenkreis verabschiedet hat. Es soll Kinder, Jugendliche, Schutzbefohlene und Mitarbeitende vor Übergriffen schützen. „Wir wollen es nicht dem Zufall überlassen, sondern wir wollen systematisch an allen Stellen, an denen wir Verantwortung tragen, Sorge dafür tragen, dass Übergriffe bei uns nicht passieren“, sagte Superintendent Wolfram Syben.
Für den Fall, dass es zu sexualisierter Gewalt gekommen ist, geben klare Anweisungen vor, wie vorzugehen ist. Z. B. zeigt das Konzept, wie eine Tat gemeldet werden kann, wie sie verfolgt und wie den Opfern geholfen wird. Es benennt, was sexualisierte Gewalt ist, wen man fragen kann, wenn man sich nicht sicher ist, ob eine eigene Beobachtung oder ein Hinweis durch eine andere Person auf sexualisierte Gewalt hindeutet.  Das Bewusstsein, dass sexualisierte Gewalt überall stattfinden kann sowie die Kenntnis von Ansprechpersonen sollen verhindern, dass Beobachtungen verdrängt werden, etwa aus der Angst heraus, jemanden zu Unrecht zu beschuldigen.
Zum Konzept gehören zudem wiederkehrende Schulungen auf allen Ebenen kirchlicher Arbeit für haupt- oder ehrenamtlich Mitarbeitende, die Vorlage polizeilicher Führungszeugnisse und die regelmäßige Überarbeitung des Konzepts. Das Konzept ist demnächst auch online zu finden auf der Homepage des Kirchenkreises.
Alle ev. Kirchenkreise und Gemeinden der Ev. Kirche im Rheinland sind verpflichtet, ein solches Konzept zu erstellen. Für die Arbeit an ihren eigenen Konzepten, die bis Ende Juni 2022 geleistet sein muss, bekommen die Gemeinden zudem Unterstützung vom Kirchenkreis. Für Fortbildungen in den Gemeinden sieht der Haushalt des Jahres 2021 Mittel in Höhe von 50.000 Euro vor.
Kritische Anmerkungen gab es von den Synodalen hinsichtlich der Aussetzung des Betroffenenbeirats seitens der Ev. Kirche in Deutschland (EKD). Über diesen Beirat sollen sich Betroffene an der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Raum der Ev. Kirche beteiligen. Die niederrheinischen Synodalen forderten einstimmig die EKD auf, die Arbeit umgehend wieder aufzunehmen und zu klären, welche Schwierigkeiten zu der umstrittenen Entscheidung geführt haben und wie die Arbeit in Zukunft sichergestellt werden kann.

Der erste Synodaltag endet um 20:45 Uhr mit dem Segen.

Zweiter Tag des Synode

Mit einer Andacht eröffnete Pfarrer Dieter Herberth den zweiten Synodaltag. Grußworte sprachen Landeskirchenrätin Antje Hieronimus,   Frank Schürer-Behrmann, Superintendent des Kirchenkreises Oderland-Spree sowie Ingo Brohl, Landrat des Kreises Wesel.

Motivieren lassen von dem, was man geben kann

Antje Hieronimus analysierte, dass die Kirche derzeit in einer Zwischenzeit lebe. Der aufgegebene Auftrag von der Krippe her, frohe Botschaft der Liebe Gottes zu verkündigen und zu leben, gelte nach wie vor, gesellschaftlich stehe verliere die Kirche allerdings auch  an Rückhalt  und gehe so auf neue Aufgaben und neue Formen der kirchlichen Arbeit zu.
Superintendent Frank Schürer-Behrmann vom Kirchenkreis Oderland-Spree, mit dem der Kirchenkreis Moers partnerschaftlich verbunden ist, berichtete, dass der Kirchenkreis im östlichen Brandenburg in einer der niederschlagsärmsten Landschaften Deutschland liege, die Dörfer im Zweiten Weltkrieg verheerend zerstört worden seien und die antikirchliche Politik der DDR die Menschen reihenweise aus der Kirche getrieben habe. Dennoch seien die Kirchengemeinden lebendig und fröhlich und voller Hoffnung. Das liege auch daran, dass sich die Menschen nicht allein binden und motivieren lassen von dem, was sie bekommen, sondern von dem, was sie anderen geben können.
Ingo Brohl dankte für die vielen Veränderungen, die Kirche vollzogen habe von Beginn der Corona-Pandemie an, etwa in der Diakonie oder in der Kinder und Jugendarbeit. Er wies auf die Bedeutung der Kirche für unsere Demokratie hin und dafür, wie die Menschen miteinander umgehen. „Wir brauchen die Kirche als Ort der Orientierung“, sagte der bekennende gläubige Christ. „Lassen Sie nicht nach im Suchen nach neuen Wegen.“

Pfarramtliche Zusammenarbeit in Region 1

Anschließend nahmen die Synodalen das regionale Pfarrstellenkonzept zur Kenntnis, das die Gemeinden der Region 1 (Alpen, Bönninghardt, Budberg, Orsoy, Rheinberg, Wallach-Ossenberg-Borth) erstellt haben. Das Konzept erläutert, wie die pfarramtliche Zusammenarbeit der Gemeinden der Region erfolgen soll.

Willkommensmappe, Intranet, Personalsicherungsfond

Verschiedenen Themen der Verwaltung standen anschließend auf der Tagesordnung. So erfuhren die Synodalen beispielsweise von notwendigen Veränderungen der Arbeitsabläufe. Ein Organigramm des Verwaltungsamtes ist erstellt, das die Struktur darstellt. Derzeit wird ein Intranet aufgebaut, das perspektivisch die bisherige Cloud-Lösung ersetzen soll. Eine Willkommensmappe soll neue Mitarbeitende willkommen heißen und ihnen den Einstieg erleichtern. Da die Rücklagenmittel des Verwaltungsamtes im Jahr 2019 über den Begrenzungsbetrag hinausgingen, beschlossen die Synodalen, den darüberhinausgehenden Betrag von ca. 250.000 € dem Personalsicherungsfond zuzuführen.

Datenschutz

Anschließend votierten die Synodalen für das gemeinsame Konzept „Wir leben Datenschutz – wie der Datenschutz zwischen den Kirchengemeinden und dem Kirchenkreis Moers umgesetzt und gelebt wird“. Es regelt verbindlich die Umsetzung des Datenschutzes zwischen dem Verwaltungsamt und den Kirchengemeinden im Kirchenkreis Moers und entspricht den Bestimmungen der Ev. Kirche in Deutschland (EKD).

Berufungen

In den Verwaltungsausschuss beriefen die Synodalen Pfarrerin Beate Rosenbaum-Kolrep und Robin Flemm als stellvertretende Mitglieder. Manuela von Gersum bestimmten sie zur Synodalbeauftragten für den Arbeitsbereich Presbyteriumsfortbildungen.

Termine

Schließlich notierten sich die Abgeordneten die Termine der kommenden Synodaltagungen:

  • Herbstsynode: 12./13.11.2021
  • Sommersynode 10./11.06.2022
  • Herbstsynode 11./12.11.2022

575 Jahre Kirche in Wallach

Superintendent Wolfram Syben wies die Synodalen abschließend auf die Feier der Ev. Kirchengemeinde Wallach-Ossenberg-Borth hin: Die Kirche in Wallach feiert am 13. Juni ihren 575 Geburtstag. Zudem verwies er auf den Gottesdienst am 20. Juni in Kapellen, der die dreißigjährige hauptamtliche Frauenarbeit, die im vergangenen Jahr zu Ende gegangen ist, feierlich würdigt.

Die Synode schloss mit dem Segen um 11:45 Uhr.

  • Pressereferat Kirchenkreis Moers