Kreissynode Moers: 40 Jahre Partnerschaft mit Kirchenkreis Kigali

  • Nr. 4108
  • 13.6.2025
  • 10426 Zeichen
  • Pressereferat Kirchenkreis Moers

[Kirchenkreis Moers] International begann die Synode des Kirchenkreises Moers an 13. Juni 2025 mit der Predigt des ruandischen Superintendenten aus dem Kirchenkreis Kigali beim  Eröffnungsgottesdienst. In seiner Predigt thematisierte Bienvenu Musabyimana die Aufgaben der Christen in Zeiten großer Herausforderungen. Kriege innerhalb von und zwischen Nationen, steigende Lebenshaltungskosten, Ausbreitung von Epidemien und Krankheiten, Kirchenschließungen wegen hoher staatlicher Anforderungen in Ruanda, abnehmende Zahl von Kirchenmitgliedern in Deutschland und anderen Teilen Europas, Klimawandel, der Katastrophen verursacht und Armut verschärft, führte der Superintendent als Beispiele auf. „In solchen Zeiten ruft Gott uns dazu auf, uns für seine Zwecke zur Verfügung zu stellen, um Erbauer von Freude und Hoffnung zu sein, beharrlich für die weltweite Kirche Christi zu beten, damit sie weiterhin ihre Mission erfüllt, schwache und verletzliche Menschen zu stärken, Würde wiederherzustellen, in dem wir andere freundlich aufnehmen, beherbergen und ihnen dienen.“

98 Abgeordnete aus den 20 Ev. Kirchengemeinden sowie aus Einrichtungen des Kirchenkreises Moers waren zur Synode zusammengekommen – und eine Delegation des Partnerkirchenkreises Kigali, der Presbyterianischen Kirche in Ruanda. Mit ihm verbindet den Kirchenkreis Moers eine Partnerschaft, die seit 40 Jahren besteht. Die Predigt auf Englisch übersetzte Christian Berges, Vorsitzender des Ruanda-Ausschusses. Die Partnerschaft stellte auch einen Tagesordnungspunkt im weiteren Verlauf dar: Christian Berges berichtete dabei den Synodalen von den Ereignissen in der Partnerschaft während der vergangenen 40 Jahre und zudem von gemeinsamen Projekten. Für das aktuelle Projekt, das alleinerziehenden und an den Rand der Gesellschaft gedrängten Müttern mit ihren Kindern nachhaltig Hilfe zur Selbsthilfe zur Verfügung stellen soll, zusätzlich zur Existenzsicherung etwa durch berufliche Weiterbildung im Schneidereibereich, hatten die Synodalen die Kollekte des Gottesdienstes gesammelt. 600 Euro kamen zusammen.

Grußworte und Synodalgelübde

Anschließend richtete Pfarrer Dr. Frank Peters, Kirchenrat der Ev. Kirche im Rheinland, ein Grußwort an die Synodalen. Auch die Superintendent:innen der Nachbarkirchenkreise hatten Grüße gesandt.

Sein Synodalgelübde legte Eun-Sup Jang ab, der in der Nachfolge von Jürgen Kuns das Amt des Kreiskantors übernommen hat.

Arbeit am Leitbild

Im weiteren Tagesordnungspunkt beschäftigten sich die Synodalen mit der Arbeit an einem Leitbild des Kirchenkreises. Der Kreissynodalvorstand, der den Kirchenkreis zwischen den Synoden leitet, hatte einen Entwurf erarbeitet, den die Abgeordneten in Arbeitsgruppen kritisch diskutierten. Ihre Rückmeldungen fließen in die weitere Arbeit am Leitbild ein. Im November soll es im Rahmen der Herbstsynode abschließend beraten und verabschiedet werden.

Der Abend endete mit der Erinnerung an Anne Frank, die am Vortag Geburtstag gehabt hätte. „Wir haben mit ihrem Tagebuch einen Schatz geerbt“, sagte Pfarrer Frank Rusch, stellvertretender Skriba, und las einige Zitate aus dem Buch vor, die unter anderem die Kraft, die sie durch ihren Glauben gewann, zum Ausdruck brachten.

Die Synode schloss gegen 21:10 Uhr mit dem Segen.

ZWEITER SYNODALTAG (14.06.2025)

Um 8.30 Uhr des Folgetages eröffnete Laura Wittig, Pfarrerin im Rheinberger Gebiet, mit einer Andacht den zweiten Synodentag. Ein Grußwort sprach Stadtdechant Herbert Werth. Angesichts einer Zeit komplexer und vielfältiger Krisen, weltweit und vor Ort, könne eine im Glauben geeinte Kirche segensreich wirken und eine Welt aufbauen helfen, in der Frieden herrscht. Ein weiteres Grußwort sprach Ingo Brohl, Landrat des Kreises Wesel. Der Politiker hob die Bedeutung des Zusammenhalts der Institutionen untereinander hevor: „Wir dürfen nicht aufhören gemeinsam für Werte zu stehen und diese durch unserer Entscheidungen gemeinsam in die Welt zu tragen.“

Popkantorat für fünf Jahre

Das folgende Thema betraf die Kirchenmusik. Nach der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung aus dem Jahr 2023 hat Musik für viele Menschen sehr große Bedeutung. Im Kirchenkreis Moers sind alle Gemeinden kirchenmusikalisch aktiv. Der Schwerpunkt liegt hier auf klassischer Kirchenmusik, Gottesdienstgestaltung und Kinderchorarbeit. Mit der Einrichtung eines neuen Bausteins der Kirchenmusik, einem Popkantorat, verbindet sich die Hoffnung, das Spektrum der Kirchenmusik zu erweitern und dadurch weitere Zielgruppen zu erreichen, Gemeindebindung zu stärken, näher bei den Menschen zu sein, vielfältig und bunt nach innen und außen tätig zu sein. Die Synodalen entschieden, dass für den Zeitraum von fünf Jahren ein:e Popkantor:in mit einer Vollzeitstelle eingestellt wird. Die Aufgaben bestehen unter anderem in der Beratung von Gemeinden, im Coaching in Fragen von Chorleitung und Bandmusik sowie Workshopangeboten. Die Zusammenarbeit mit anderen kreiskirchlichen Arbeitsgebieten, etwa der Bildungs- und der Jugendarbeit, ist gewünscht. Für die Erstausstattung stehen 10.000 Euro zur Verfügung, darüber hinaus 3.000 Euro pro Jahr.

Finanzen und Pfarrdienstkonzeptionen

Im Rahmen der Vorstellung der Kirchensteuerentwicklung in der Evangelischen Kirche im Rheinland informierte der Vorsitzende des Finanzausschusses, Wolfgang Fleischer, die Synodalen darüber, dass künftig weniger Mittel zur Verfügung stehen. Dabei spielt sowohl die Kirchensteuerentwicklung eine Rolle, als auch die steigenden Kosten bei der Versorgungs- und Beihilfesicherung. Um den Rückgang abzufedern und die notwendigen Anpassungsmaßnahmen vornehmen zu können, werden die Rücklagen des synodalen Finanzausgleichs genutzt werden müssen.
Nach der Entlastung der Jahresabschlüsse von Kirchenkreis und Verwaltungsamt für die Jahre 2020 und 2021, erläuterte Synodalassessor Matthias Immer Überlegungen hinsichtlich gemeinsamer regionaler Planungen der Gemeinden in den Bereichen Finanzen, Personal, Gebäude und Pfarrdienst. Dafür wird ein Team eingerichtet, das Zukunftskonzepte entwirft und diese der Herbstsynode 2026 vorlegt.

Anschließend wurden von vier der sechs Regionen Konzepte vorgestellt, wie der Pfarrdienst in den jeweiligen Regionen gemeinschaftlich geregelt werden soll.

Ausbildung ehrenamtlicher Seelsorgender

Über den Stand der Planungen einer Seelsorgeausbildung für Ehrenamtliche berichtet Pfarrerin Anke Prumbaum der Synode. Die einjährige Ausbildung startet in Kooperation mit dem Kirchenkreis Krefeld-Viersen im September und steht Interessierten zwischen 25 und 70 Jahren offen. Sie umfasst 150 Unterrichtseinheiten, orientiert sich an den Standards der Evangelischen Kirche im Rheinland und wird mit einem Beauftragungsgottesdienst abgeschlossen. Für die Ausbildung gibt es bereits jetzt weit mehr Interessent*innen als Teilnahmekapazitäten. Aktuell laufen die Vorgespräche zur Auswahl der Ausbildungsgruppe. Nach Abschluss des Lehrgangs werden die ausgebildeten Seelsorgenden in ihre Tätigkeitsfelder in Kirchengemeinden, Krankenhäusern, Seniorenheime oder an andere Orte entsandt. Weitere Infos unter www.kirche-moers.de/seelsorgeausbildung.

Sexualisierte Gewalt: Aktenscreening

Schließlich berichtete Superintendent Wolfram Syben von einem Pilotprojekt im Kirchenkreis Wuppertal: Dort wurden alle Personalakten, etwa 5600, vom Kirchenkreis und Gemeinden systematisch von unabhängigen Personen durchgesehen, um Hinweise auf mögliche unaufgearbeitete Fälle sexualisierter Gewalt zu erkennen. Das Screening richtet sich nach den Standards der Ev. Kirche in Deutschland (EKD), die nach Veröffentlichung der ForuM-Studie entwickelt wurden. In allen Kirchenkreisen der Ev. Kirche im Rheinland wird dieses Verfahren verbindlich. Der Kreissynodalvorstand wird über Möglichkeiten der Kostenübernahme für das Screening in den Kirchengemeinden beraten. Die Kirchengemeinden sollen die Akten bereitstellen, ohne zuvor eine eigene Durchsicht vorzunehmen. Die gesammelten Dokumente werden im Anschluss von weisungsungebundenen, fachlich geeigneten Personen jeweils in Zweier-Teams gesichtet werden. Diese unabhängigen Fachkräfte können z. B. pensionierte Staatsanwälte oder Polizistinnen sein. „Werden bei der Aktendurchsicht Hinweise gefunden, werden die Unterlagen zur weiteren vertieften Prüfung über die Landeskirche an speziell dafür beauftragte Staatsanwält:innen weitergeben. Dabei wissen wir, dass wir durch die Durchsicht möglicherweise nicht alle Fälle sexualisierter Gewalt oder Grenzüberschreitungen finden und sind deshalb weiterhin auf Hinweise von Betroffenen angewiesen, um die ehrliche Aufarbeitung, zu der wir uns verpflichtet haben, durchführen zu können“, sagte Wolfram Syben.

Wahlen und Berufungen

Beim Tagesordnungspunkt Wahlen und Beauftragungen

  • wurde Pfarrer Michael Hammes aus der Ev. Kirchengemeinde Lintfort zum 1. Stellvertreter der theologischen Abgeordneten zur Landessynode gewählt.
  • Für den Vorsitz „KiTa und Gemeinde in Kontakt“ beriefen die Synodalen Anne Eichhorn und zu ihrem Stellvertreter Pfarrer Andreas Klumb.
  • Pfarrer Frank Rusch wurde zum Vorsitzenden des Öffentlichkeitsausschusses berufen, Thomas Koch zum stellvertretenden Vorsitzenden.
  • Für die Syndodalbeauftragung für den Deutschen Ev. Kirchentag stellten sich Michael Lammersdorf aus der Kirchengemeinde Lintfort und Christine Kösters aus der Emmauskirchengemeinde Bereiche Christus/Erlöserkirche zur Verfügung.

Preisverleihung beim Schülerwettbewerb

Unter dem Punkt Verschiedenes berichtete Schulpfarrerin Kerstin Kolbe-Vennemann über einen Wettbewerb für Schüler:innen des Fachs Ev. Religion für alle Schulformen und –stufen. Die Preise für die eingereichten Videos, Fotos, Texte etc. zu der Jahreslosung werden am 26.06.2025 um 11.15 Uhr in der Ev. Stadtkirche Moers, Klosterstraße 5, verliehen.

Teilnahme an Iniative gegen AfD in Rheinhausen

Superintendent Wolfram Syben wies auf geplante Gegeninitiativen gegen eine AfD-Veranstaltung in Rheinhausen hin. Die Synodalen forderten zur Teilnahme an der Veranstaltung vom Demokratiekreis Duisburg unter der Schirmherrschaft von Elisabeth Liß, stellvertretender Bezirksbürgermeisterin, auf. Sie findet statt am 15. Juni 2025 zwischen 13:30 Uhr und 16 Uhr im kleinen Park hinter der Bezirksbibliothek, Händelstraße.

Die Synode endete mit dem Segen um 12:30 Uhr.