Gott den Bart genommen

Pfarrerin Beate Rosenbaum-Kolrep wird nach 33 Jahren in der Rheinhauser Friedenskirche entpflichtet

  • Nr. 4020
  • 18.5.2024
  • 4582 Zeichen

[Kirchenkreis Moers] Am 26. Mai heißt es in der Friedenskirche Rheinhausen, Lutherstraße 5, 47228 Duisburg, Abschied nehmen. Denn an diesem Tag wird Pfarrerin Beate Rosenbaum-Kolrep um 15:00 Uhr durch Wolfram Syben, Superintendent des Kirchenkreis Moers, von ihrem Dienst entpflichtet. Hinter ihr liegen 33 Jahre in Rheinhausen – zumeist – in eben dieser Kirche.

Prägende Begegnungen

„Ich bin dankbar für die erfüllte Zeit, die auch ihre Herausforderungen hatte, aber das gehört dazu“, blickt Beate Rosenbaum-Kolrep auf ihr berufliches Leben in der Friedenskirchengemeinde in Rheinhausen zurück.
Dass sie Pfarrerin wurde, hat viel mit Begegnungen zu tun. Etwa mit der guten Religionslehrerin. Sie zeigte der geborenen Mülheimerin, die in Duisburg-Neumühl aufwuchs und mit Kirche nicht so sehr viel im Sinn hatte, dass biblische Begriffe und Geschichten in die heutige Zeit übersetzt sehr viel mit dem Leben zu tun haben. Der Duisburger Pfarrer Hans-Joachim Barkenings prägte als Studentenpfarrer sie und ihren späteren Ehemann während des Studiums in Duisburg. Geholfen hat ihr auch die Duisburger und Moerser Größe, Professor und Pfarrer Heinz Kremers, der sich intensiv für den Beschluss der Ev. Kirche im Rheinland zur Erneuerung des christlich-jüdischen Verhältnisses eingesetzt hatte; Heinz Kremers nämlich war es, der die Lehramtsstudentin für Deutsch und Religion und ihren Mann für das Studium der Theologie begeisterte.
„Als in den ersten Jahren meines Pfarrdienstes die Landeskirche von allen Gemeinden die Zustimmung benötigte, um einen wichtigen Beschluss zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden fassen zu können, zogen der Friedenskirchen-Presbyter Manfred Heyden und ich als Beauftragte des Kirchenkreises Moers für christlich-jüdisches Gespräch mit Vorträgen zu Judentum und Antisemitismus durch die Gemeinden“, erinnert sich die 65-Jährige.

Kinderglauben und reflektierter Glauben

„Besonders wichtig war mir die Arbeit mit den Menschen. Und das ist das Schöne am Pfarramt: immer mit verschiedenen Altersgruppen zu tun zu haben.“ Sie taufte Kinder, gab Liebenden den Segen Gottes für ihre Ehe. „Im Konfirmandenunterricht habe ich Jugendliche aufgefordert, Gott zu malen. Die anfänglich stereotypen Bilder von den alten Männern mit Bart haben wir dann reflektiert. Wir haben z. B. gefragt, ob er denn nicht als Frau oder ganz anders denkbar ist. Diese Irritationen haben ihnen geholfen, nicht in ihrem Kinderglauben, der ihnen als Erwachsene nichts mehr gibt, stecken zu bleiben, sondern einen bewussten und erwachsenen Zugang zum Glauben zu finden. Diese Entwicklung zu sehen, war für mich immer wieder faszinierend.“ Sie organisierte ökumenische Trauerseminare, um Hinterbliebenen auf ihrem Weg durch die Trauer zu begleiten und gegebenenfalls ein versöhnliches Verhältnis mit dem Verstorbenen zu entwickeln, wenn es zerrüttet gewesen war. Sie installierte im nahe gelegenen Alten- und Pflegeheim von Bodelschwingh-Haus „Andachten im kleinen Kreis und mit allen Sinnen“, die sich an dementiell erkrankte Ältere richteten und ihnen ein schönes und Halt gebendes Gottesdiensterlebnis ermöglichten. Sie wirkte mit im Frauentreff und Seniorenkreis, in Gremien der Gemeinde und des Kirchenkreises, im Qualitätsmanagement für die KiTa.

Haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende

„Das alles habe ich nicht alleine gemacht, sondern weil die Gemeinde großartig und lebendig ist mit den vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, die mir zu Freundinnen und Freunden geworden sind. In beiden Bezirken, und um die Friedenskirche und am Gemeindehaus Auf dem Wege, geht es ungeheurer lebendig und kreativ zu, sei es bei der Organisation der überregional bekannten Folkfestspiele, bei der Modernisierung des Gemeindehauses Auf dem Wege an der Peschmannstraße, sei es beim barrierefreien An- und Ausbau an der Friedenskirche oder beim Umbau des Gemeindehauses Lutherstraße zur Tagespflegeeinrichtung für die Grafschafter Diakonie. Das alles läuft unter dem persönlichen Einsatz der Gemeindeglieder. Deswegen bin ich so dankbar: Es ist viel Gutes aus unser aller Zusammenarbeit herausgekommen, wir haben schwierige Phasen gemeinsam gemeistert. Langweilig war es nie, kein Tag lief genauso ab wie die zuvor eingetragenen Termine im Kalender ihn eigentlich geplant hatten.“

Weitere Information

Die Pfarrstelle innerhalb der Emmauskirchengemeinde wird zur Wiederbesetzung ausgeschrieben.
Bis zur Wiederbesetzung übernimmt Pfarrer Andreas Prumbaum-Bidovsky die Vertretung.

 

 

  • Pressereferat Kirchenkreis Moers