Mit Kerzenresten Wärme schenken – erfolgreiche Aktion wird fortgesetzt

Aus Wachsresten entstehen Dosenlichter: Auch in diesem Jahr sammelt Ralf Link mit seinem Verein wieder Kerzenreste für die Ukraine. Im vergangenen Jahr hatten fast 140 Kirchengemeinden die Aktion unterstützt – und insgesamt 79 Tonnen Wachs gespendet.

Wenn Ralf Link auf das vergangene Jahr zurückblickt, dann stockt ihm manchmal noch der Atem. „So viele Menschen und Gemeinden haben die Dosenlichter-Aktion unterstützt“, sagt er und blättert durch seine Unterlagen. Ende Dezember 2022 hatte der Hürther gemeinsam mit dem Verein „Life Cologne“ zum ersten Mal zu Wachsspenden aufgerufen: Damals waren über gebürtige Ukrainer, die heute in Deutschland leben, Kontakte zu Frauen entstanden, die mitten im Krieg in der Ukraine Dosenlichter herstellten. Sie erhitzen Wachs, gießen die Flüssigkeit in Dosen, die mit einem Pappstreifen ausgestattet sind, und sorgen so dafür, dass auch bei Stromausfall im Krieg gekocht werden kann und die Lichter nicht ausgehen.

Dosenlichter für die Ukraine: 250 Pakete aus der ganzen Republik

Auf seinen Aufruf über die Kanäle der Evangelischen Kirche im Rheinland hatten sich in den ersten Tagen des neuen Jahres immer mehr Gemeinden gemeldet. „Am Ende zählten wir 140 evangelische Gemeinden“, erzählt Ralf Link. Auch viele Privatleute riefen ihn an, weil sie helfen wollten. 250 Pakete aus der ganzen Republik erreichten den Ehrenamtlichen in Hürth. Ralf Link freute sich über jeden einzelnen Kontakt – und machte sich auf den Weg, um die Kerzenreste einzusammeln. In Gemeindehäusern und an Kirchtürmen holte er Bananenkisten voller Wachs ab. „Es gab Gemeinden, die unglaubliche Mengen spendeten“, sagt Link und erzählt etwa von der Evangelischen Trinitatis-Gemeinde in Duisburg. Rund vier Tonnen Kerzenreste hatte die Gemeinde gesammelt. „Wir mussten dreimal fahren“, sagt Link und strahlt auch heute noch ein bisschen, wenn er an das Engagement der Menschen denkt.

Die Lichter brennen bis zu zwölf Stunden am Stück

Zwischen November 2022 und Oktober 2023 seien so insgesamt 79 Tonnen Wachs gesammelt worden. Die Ehrenamtlichen um Ralf Link sortierten und packten viele Stunden lang und machten die wertvolle Fracht dann versandfertig. Sie stellten fest: Vier Bananenkisten passen in einer Ebene auf eine Europalette, insgesamt sind es auf acht Ebenen pro Palette 32 Bananenkisten, die verschickt werden können. Mit Hilfsgutlieferungen wurden und werden die Paletten in die Ukraine geschickt, dort übernimmt die ukrainische Post und versendet die Kisten an inzwischen mehr als 250 Dosenlicht-Herstellerinnen im ganzen Land. „Wir haben Fotos und Briefe aus der Ukraine bekommen“, erzählt Link. Familien bedankten sich für das Licht und die Wärme. Sie schickten Aufnahmen von Kaffeetassen und Suppentöpfen, die bei Stromausfall über den Dosenlichtern erwärmt wurden. „Die Lichter brennen bis zu zwölf Stunden am Stück“, erinnert Link, „eine Familie kommt also einige Tage damit aus.“

Dosenlichter werden das ganze Jahr über gebraucht

Die Dosenlichter werden aber nicht nur im Winter gebraucht. „Stromausfälle wegen des Kriegs gibt es auch in den anderen Jahreszeiten“, erinnert Link, „und dann werden die Dosenlichter immer noch zum Kochen benötigt.“ Deswegen ist er sehr dankbar, dass viele Gemeinden das Sammeln gar nicht erst eingestellt haben. Das ganze Jahr über habe er an vielen Orten Kerzenreste eingesammelt und dann in die Ukraine geschickt. „Bei uns in Deutschland ist jetzt aber gerade wieder die Zeit der Kerzen“, sagt er. Und deswegen startet er nun einen Erinnerungs-Aufruf: „Werft die Kerzenreste nach dem Advent nicht weg“, sagt er, „sondern spendet sie für die Dosenlichter.“ Inzwischen hat Ralf Link gemeinsam mit Mitstreitenden der Initiative „Life Cologne“, die die Sammlung anfangs übernommen hatte, einen neuen Verein gegründet: Der konzentriert sich ausschließlich auf die Ukrainehilfe und die Dosenlichter. „Dovira“ haben sie die neue Initiative genannt – das ukrainische Wort für Vertrauen.

Jede Spende ist willkommen

Ralf Link steht nun wieder in den Startlöchern: Er ist bereit, jede Spende abzuholen, die für ihn erreichbar ist – vom Saarland bis nach Hessen, von NRW bis nach Rheinland-Pfalz. Kirchengemeinden können sich bei ihm melden und werden dann mit einem kleinen Informationspaket ausgestattet. „Dazu gehört neben einer Datei für ein Plakat auch unser Logistikkonzept“, erklärt Ralf Link. Denn das vergangene Jahr habe auch gezeigt, dass es leichter sei, wenn man vor der Sammlung kurz miteinander ins Gespräch komme: „Wir bitten darum, die Wachsreste in Bananenkisten zu sammeln. Die gibt es meist komplikationslos im Lebensmittelhandel“, sagt Link. Die einheitlichen Kisten würden das Weiterverpacken deutlich erleichtern. Kerzenreste in Gläsern oder in Plastik seien nicht geeignet. Ganz neue Kerzen seien übrigens ebenso willkommen wie Wachsreste. Alle Sammelorte, die bei Ralf Link gemeldet werden, führt er auf der Vereinsseite in einer Liste auf – damit sie leicht zu finden sind.  „Wenn auch dieses Jahr viele mitmachen, dann können wir wieder für ein bisschen Wärme und Licht in der Ukraine sorgen“, sagt Ralf Link – und freut sich über jede Unterstützung.

Info: DoVira Help Foundation

Die „DoVira Help Foundation“ hat ihren Sitz inzwischen in Sundern. Dort lebt die Vorsitzende Natalja Franz. „Wir haben den Verein aber ganz bewusst überregional aufgestellt“, betont Ralf Link aus Hürth. Übrigens seien auch Spenden für den logistischen Aufwand sehr willkommen. Gemeinden, die in diesem Jahr eine Sammelstelle für Wachs anbieten wollen, können sich direkt bei Ralf Link melden: Telefon 0173 3544530 oder per Mail an ralf.link@dovira-help.de. Weitere Informationen über den Verein und Spendenmöglichkeiten gibt es hier.

  • 18.12.2023
  • Theresa Demski