DREI FRAGEN AN Jonas Einck von der Stabsstelle Vielfalt und Gender zur dritten Diversity-Konferenz der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Herr Einck, die dritte Diversity-Konferenz der Evangelischen Kirche im Rheinland liegt gerade hinter Ihnen. Lassen sich im Vergleich zu den Vorjahren Entwicklungen und neue Schwerpunkte erkennen?
Jonas Einck: Seitdem die Konferenz als offener Fachtag gestaltet ist, hat sich spürbar etwas verändert. Es kommen nicht nur die klassischen Multiplikator*innen aus den Kirchenkreisen, sondern viele engagierte Menschen, die sich für Vielfalt in der evangelischen Kirche einsetzen – oft jenseits traditioneller Gremien. Die Diversity-Konferenz ist dadurch jünger, bunter und queerer geworden.
Wo sehen Sie aktuell den größten Handlungsbedarf „auf dem Weg zu einer vielfältigen Kirche“, wie der Titel lautete?
Einck: Kirche ist Teil einer Gesellschaft, die sich schnell verändert – hin zu einer multidiversen Realität. Doch in der evangelischen Kirche sind oft nur wenige Milieus präsent – und genau dort werden Entscheidungen getroffen. Offenheit allein reicht nicht. Wir müssen ehrlich hinsehen und unsere Machtposition hinterfragen: Wo schließen wir durch Klassismus (die Abwertung von Menschen mit geringem Einkommen oder Bildungsgrad), Ableismus (die Ausgrenzung aufgrund von Behinderung) oder strukturellen Rassismus Menschen aus? Wie offen sind unsere Strukturen für junge Menschen, für BIPoC, also Menschen mit Rassismuserfahrung, oder für queere Personen?
In den USA ist gerade eine rasante Abkehr von allen Diversity-Bemühungen im Gang. Besteht die Gefahr auch in Deutschland?
Einck: Ja, diese Gefahr besteht auch in Deutschland. Wir erleben zunehmend Angriffe auf diversitätssensible Arbeit – auch in kirchlichen Kontexten. Queerfeindlichkeit, Antifeminismus und Rassismus werden hörbarer und sagbarer, selbst auf politischen Bühnen. Das erschwert unsere Arbeit und macht Räume wie die Diversity-Konferenz umso wichtiger. Gerade jetzt muss Kirche Haltung zeigen – nicht nur mit Beschlüssen, sondern sichtbar und erfahrbar. Die Evangelische Kirche im Rheinland steht für eine offene, solidarische Gesellschaft. Wenn wir Vielfalt nicht nur benennen, sondern auch leben, können wir gesellschaftlich wirksam sein – als Impulsgeberin gegen Ausgrenzung und für Menschenwürde.