[Kirchenkreis Moers] „Stellen Sie sich einen Bergsee vor“, sagt Wolfram Syben, Superintendent des Kirchenkreises Moers. „Wenn der Wind weht, kräuselt sich die Oberfläche und man sieht nur die Wellen. Legt sich der Wind, kann man bis auf den Grund schauen.“ Das ist die Idee des Raumes der Stille. Die Ev. Kirchengemeinde Schwafheim hat ihn als Gegenpol gesetzt – mitten in die Welt des Leistungsdrucks, der steigenden Anforderungen in Beruf und Familie, der Überforderung und Erschöpfung. Wer dorthin kommt, findet zur Ruhe und zu sich selbst. Er kann zu den spirituellen Quellen gelangen, die ihm das Leben sinnvoll machen und die im stürmischen Alltag verborgen sind. In Meditationen, Stundengebeten, Kontemplation, meditativem Tanz oder Taizégesängen erleben die Besucherinnen und Besucher eine Auszeit im und vom Alltagsleben. „Achtsamkeit und Meditation können einen Weg zu Gott darstellen“, erklärt Nina Kemmerich, Diakonin der ev. Kirchengemeinde. „Aber sowohl diejenigen, die der Kirche nahe stehen wie auch Distanziertere sind herzlich willkommen.“
Schon der Bau war achtsam
Bei der offiziellen Eröffnung des Raumes der Stille am 20. August konnten Besucherinnen und Besucher nicht nur das schnörkellose freundliche Gebäude im Rahmen eines kleinen Festes kennenlernen und erste Übungen ausprobieren. Sie hörten auch von der ungewöhnlichen Baugeschichte, die Thomas Franke, stellvertretender Presbyteriumsvorsitzender, nachzeichnete. Die begann schon mit der alten Schmiede, die nicht einfach abgerissen, sondern von den Gemeindegliedern liebevoll und achtsam abgetragen wurde. Die Schwafheimerinnen und Schwafheimer holten sich die Dachpfannen, die Ziegel, den Dachstuhl und bauten daraus Neues. „Dieser Raum soll eine besondere Atmosphäre haben, er soll warm sein, man soll sich darin wohl und geborgen fühlen, er soll ruhig sein, er soll beruhigend sein“, erklärte Franke. „Man soll dort zur Ruhe kommen, zu sich finden, für sich sein, sich selber finden. Wenn man den Raum verlässt, soll man das Gefühl haben, jetzt geht es mir besser.“ Nachhaltige Materialien, Fußbodenheizung, Wärmedämmung, moderne Belüftung und Schallschutz waren deswegen unerlässlich. Ob das Dach begrünt wird oder eine Photovoltaikanalage Strom produzieren soll, ist noch in der Überlegung. Das Gebäude ist barrierefrei konzipiert.
Über sich hinausdenken
Matthias Immer, Synodalassessor des Kirchenkreises Moers dankte der Gemeinde, dass sie über sich hinausdenkt und dieses Angebot für alle Menschen in Schwafheim, im Kirchenkreis, für Christinnen und Christen jeder Konfession und jedes Glaubens und Nichtglaubens gebaut hat. Außerdem den Ehren- und Hauptamtlichen, die den Betrieb gewährleisten.
Werbung für den Raum der Stille
Auch Christoph Fleischhauer, Bürgermeister der Stadt Moers, besichtigte das neue Gebäude neben der ev. Dorfkirche, ließ sich Geschichte und Funktion des Raumes genau erklären und versprach anschließend in seiner Rede, als Katholik in guter ökumenischer Verbundenheit, Werbung für den Raum der Stille zu machen.
Weitere Informationen
- Die Ev. Kirche im Rheinland hat die Ev. Kirchengemeinde Schwafheim im Rahmen des Projekts „Erprobungsräume“ unterstützt u.a. bei der ehrenamtlichen Ausbildung und Kompetenzentwicklung sowie bei der Beschaffung von Materialien, wie Meditationsbänkchen und Matten. Ein ehrenamtliches Team, ausgebildet als Geistliche Begleiterinnen und Begleiter, trägt die Arbeit. Spirituelle Angebote werden auch vom Neuen Ev. Forum Kirchenkreis Moers und weiteren Kirchengemeinden in dem neuen Raum der Kirchengemeinde gemacht.
- Die Kirchengemeinde Schwafheim findet sich im Internet unter www.dorfkirche.net. Angebote zur Spiritualität, unter anderem auch im Raum der Stille, sind aufgelistet beim Netzwerk Spiritualität im Kirchenkreis Moers unter www.kirche-moers.de/spiritualitaet.