Das Sterben im Mittelmeer ist nach wie vor bittere Realität

Seebrücke Moers e.V. und Kirchenkreis Moers appellieren mit Banner

[Kirchenkreis Moers] „Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihren Einsatz, den wir als Kirchenkreis Moers immer gern unterstützt haben und unterstützen. Das Banner drückt die Forderung des Evangeliums aus, die Liebe zum Nächsten konkret werden zu lassen“, sagte Wolfram Syben, Superintendent des Kirchenkreises Moers zu Annette Fiering und Beate Wöhler von der Seebrücke Moers e.V.“ Die beiden hatten ein Banner mit den Worten „Stoppt das Sterben im Mittelmeer“ mitgebracht. Es soll das bisherige Transparent ersetzen, das nach Jahren an einer Außenwand des Kirchenkreises Moers von Wind und Wetter zerzaust und nur noch schlecht zu lesen war.
Der Verein Seebrücke Moers setzt sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen aller Menschen auf der Flucht ein. Derzeit droht aber die Situation derer, die über das Mittelmeer fliehen, in Vergessenheit zu geraten. Im Gespräch mit dem Superintendenten benannten die beiden Vertreterinnen der Seebrücke Moers die bedrückenden Fakten. Allein in diesem Jahr haben 1074 Menschen ihr Leben verloren, während sie versuchten, auf ihrer Flucht vor Krieg, Gewalt, Hunger und Unterdrückung die gefährliche Überfahrt zu bewältigen. Seit dem Jahr 2014 sind mehr als 26.800 Geflüchtete im Mittelmeer ertrunken. „Das Mittelmeer bleibt somit eine der tödlichsten Fluchtrouten weltweit“, konstatierte Beate Wöhler.
Sie beschrieben auch die so genannten Push-Backs, bei denen Boote mit Geflüchteten abgewiesen oder zurückgedrängt werden. Durch dieses völkerrechtswidrige Vorgehen geraten sie in Lebensgefahr, werden verletzt, Schiffe werden zerstört. In den afrikanischen Ländern erwartet die Geflüchteten z. T. eine hoffnungslose Situation in Armut, z. T. mit Gewalterfahrungen und Gefängnis. „Deutschland und die EU schotten sich ab, schließen die Außengrenzen, errichten Schutzwälle oder –zäune“, sagte Annette Fiering. „Menschen auf der Flucht sollen so die sicheren Staaten nicht mehr erreichen, das Recht auf Stellung eines Asylantrages hier wird ihnen verwehrt.“
Hinsichtlich des Treffens der EU-Innenministerinnen und -minister am 8. Juni 2023 kritisierten die beiden Mitglieder der Seebrücke Moers Überlegungen der Bundesregierung und des EU-Parlaments, Aufnahmezentren in nordafrikanischen Staaten zu errichten, in denen außerhalb der EU Asylanträge gestellt und entschieden werden. „Das ist keine politischen Lösung“, stimmte Syben zu. „Diese würde darin bestehen, die Fluchtursachen zu beseitigen.“ Zu den Forderungen der Seebrücke Moers gehört, dass die Anforderungen an „sichere Drittstaaten“ nicht gesenkt und dass das Dublin-System abgeschafft wird. Dieses besagt, dass Geflüchtete ihren Asylantrag in dem EU-Land, in dem sie zuerst ankommen, stellen müssen. Für Flüchtende bedeutet das oft unzumutbare Bedingungen, etwa, wenn sie aus familiären oder medizinischen Gründen in ein anderes Land reisen und dann zurückgeschickt werden oder im Erstaufnahmeland menschenunwürdige Zustände für Geflüchtete herrschen.
Wolfram Syben kannte die Problematik des letzten Punktes sehr genau, da in den letzten Jahren Kirchengemeinden Geflüchtete immer wieder unterstützt haben, juristisch gegen eine Abschiebung vorzugehen, nachdem sie zwischenzeitlich Fuß gefasst und sich integriert hatten oder im Erstaufnahmeland Repressionen zu fürchten hatten. Er berichtete, dass die Gemeinschaft der evangelischen Kirchengemeinden im Kirchenkreis schon vor vielen Jahren einen Fonds u. a. für Rechtshilfe für Geflüchtete eingerichtet hat. Zudem wird immer wieder in synodalen Gottesdiensten für Seenotrettung gesammelt. Der Kirchenkreis ist Bündnispartner des Vereins „United for Rescue“, einer Initiative, die sich für die Rettung von Menschenleben im Mittelmeer engagiert. In mehreren Briefen hat der Kirchenkreis zudem die Bundesregierung aufgefordert, für einen menschenwürdigen Umgang in der EU mit Geflüchteten zu sorgen.
„Unser gemeinsames Anliegen ist es, dass Menschen, die vor Krieg und Unrecht in Europa, Afrika oder Asien fliehen, in Sicherheit kommen“, sagte der Superintendent. „Und wo ein Mensch droht zu ertrinken, da braucht es eine Hand, die sich ihm entgegenstreckt und ihn aus dem Wasser zieht. So ist gut, dass wir mit dem Banner den Blick noch einmal deutlich auch auf die Situation im Mittelmeer richten, damit wir nicht nachlassen in unseren Anstrengungen für die Menschen, die dort in Gefahr sind.“

  • 31.5.2023
  • Pressereferat Kirchenkreis Moers
  • Red