[Kirchenkreis Moers] „Guten Tag, ich bin evangelischer Pfarrer und möchte Sie besuchen“. Dieser Satz begleitete Markus Jansen wie ein Markenzeichen. Er öffnete ihm die Herzen derer, die in ihrem Krankenhausbett oder im Seniorenheim von Langeweile, viel mehr aber noch von Sorgen und Ängsten geplagt waren. Sein Gesprächsangebot galt allen, egal, ob evangelisch oder katholisch, egal welchen Glaubens oder auch nicht religiös. Jetzt wird er 65 Jahre alt und erreicht damit den Renteneintritt.
36 Jahren Pfarrer in Homberg
Am 29. Januar wird Wolfram Syben, Superintendent des Kirchenkreises Moers Pfarrer Markus Jansen im Gottesdienst von seinen Aufgaben entpflichten. Der Gottesdienst im Haus der Gemeinde, Wilhelmstraße 55, 47198 Duisburg, beginnt um 11 Uhr und ist öffentlich. Wer mag, kann sich dort an diesem Tag verabschieden. Und es wird etliche Menschen geben, die das tun wollen. Denn Jansen ist seit fast 36 Jahren als Pfarrer tief in Homberg verwurzelt.
Den Tag Revue passieren lassen
Vorausgegangen ist ein Leben, das in Witten an der Ruhr begann. In Köln wuchs er auf. „Dort habe ich meinen Humor bekommen“, lacht er. Mit drei Jahren lernte er die Gemeinschaft der „Communauté“ in Taizé kennen, wo sein Vater, Sozialarbeiter und Mitglied des Versöhnungsbundes, die Kirche mit aufbaute. „Mein Vater hat mich sehr beeinflusst. Abends ließen wir den Tag Revue passieren und beteten zum Abschluss das Vater unser, das Gebet, das alles umfasst. Zum Studium der Theologie gab es daher für mich nicht wirklich eine Alternative.“
Evangelium ist politisch
Während seiner Studienzeit in Bonn und Göttingen verliebte er sich in die Frau, die ihn auch heiratete. Als Pfarrer im Hilfsdienst kam er 1986 in die Ev. Kirchengemeinde Hochheide, während sie in Homberg Pfarrerin wurde. „Ich war begeistert vom Kirchenkreis Moers, der ja auch den Duisburger Westen umfasst. Es war die Zeit des Arbeitskampfes; Stahlarbeiter, ihre Familien und wir Pfarrerinnen und Pfarrer standen Seite an Seite. Das Evangelium ist politisch, das war mir wichtig, und hier wurde es gelebt.“
Um den Sohn kümmern
Oktober 1987 wechselte Jansen nach Homberg und teilte sich mit seiner Frau die Gemeindepfarrstelle. „So konnten wir uns beide um unseren Sohn kümmern.“ Elf Jahre später folgte seine Frau dem Ruf aus dem Landeskirchenamt, später ging sie nach Bonn. Jansen war fortan Pendler, wohnte einige Tage die Woche, jetzt als Krankenhausseelsorger, in Homberg, einige Tage flussaufwärts in Bad Godesberg.
Schöne, lustige, traurige, immer aber intensive Gespräche
„Wenn ich mich ans Krankenbett setze, kommen schöne, lustige, traurige, immer aber intensive Gespräche in Gang“, resümiert der 64-Jährige die Erfahrungen aus seinem Dienst. „Die Menschen merkten, dass ich Zeit für sie hatte und haben großes Vertrauen. Oft brachen ihre Gedanken und Gefühle regelrecht aus ihnen heraus. Das hat sie entlastet.“ Viele, die erneut ins Krankenhaus kamen, erinnerten sich an ihn. Aber es gab auch die, die im Sterben lagen, denen er beistand. Mit ihren Angehörigen gestaltete er den Abschied im Krankenhaus. Gottesdienste, auch ökumenische mit den katholischen Kollegen, feierte er in der Kapelle des Krankenhauses. Besonders die Weihnachtsgottesdienste, wenn Patientinnen und Patienten besonders unter der Einsamkeit litten, waren wichtig. „Auch den Mitarbeitenden stand ich als Seelsorger zur Verfügung. Der Bedarf ist in den letzten Jahren stark gestiegen“, hat Jansen beobachtet.
Und schließlich besuchte er in vier Seniorenheimen in Homberg Ältere, begleitete sie in schweren Stunden, feierte mit ihnen Gottesdienste.
Konstruktive Streitkultur für lebendige Gemeinde
„Jetzt im Ruhestand werde ich mit meiner Frau reisen, wir werden E-Bike fahren und ich werde das Hobby Minigolf wieder aufnehmen, Schläger und Bälle kaufen und ganz für mich alleine eine 18er Bahn spielen“, freut er sich. „Aber natürlich wird mir die Gemeinde fehlen, ich habe gerne hier gelebt und gearbeitet. Ich wünsche dem Presbyterium, dass es weiterhin so konstruktiv und sachlich bleibt, die konstruktive Streitkultur beibehält, die immer zu guten Ergebnissen führte und die Gemeinde so lebendig erhalten hat.“
Weitere Informationen
Wegen der großen Bedeutung der Krankenhausseelsorge für die Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen soll sie weitergeführt und ausgebaut werden. Wegen des Rückgangs von Kirchenmitgliedern sind dafür allerdings die finanziellen Mittel knapp. Zudem gibt es einen Mangel an theologischen Nachwuchs. Die 21 Ev. Kirchengemeinden im Kirchenkreis Moers haben deswegen während der Synode im November beschlossen, ehrenamtliche Krankenhausseelsorgende auszubilden.