„Es bricht ihnen das Herz, die Nachbarn leiden zu sehen“

DREI FRAGEN AN Jens Sannig, Superintendent des Kirchenkreises Jülich, nach dem Erdbeben in Marokko. 

Superintendent Jens Sannig
Superintendent Jens Sannig. Foto: Diakonie RWL

Herr Sannig, seit 2010 ist der Kirchenkreis Jülich mit der Evangelischen Kirche in Marokko (EEAM) partnerschaftlich verbunden. Was hören Sie von den Partnern nach der Erdbebenkatastrophe?
Jens Sannig: Wir haben unmittelbar nach den ersten Nachrichten von dem gewaltigen Erdbeben am 8. September Kontakt mit unserer Partnerkirche aufgenommen. Die Kirchengemeinden sind von Schäden an ihren Gebäuden und Verlusten von Menschen aus den Gemeinden verschont geblieben. Aber natürlich leiden sie mit den vielen Opfern, die das Erdbeben in ihrer unmittelbaren Nähe gefordert hat. Die Gemeinden stehen mit den lokalen Partnern und der Regierung in Verbindung um zu erfahren, wo die Hilfe am nötigsten ist. Es bricht ihnen das Herz, die Nachrichten zu verfolgen und zu sehen, wie die Menschen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft leiden. Neben der leidenschaftlichen Nothilfe für die geflüchteten Menschen, die in Marokko auf ihrer Flucht nach Europa stranden, ist das eine weitere gewaltige Herausforderung für die kleine Kirche vor Ort.

Welche Hilfe ist aus Ihrer Sicht jetzt am dringlichsten?
Sannig: Die Hilfe, die immer in solchen Katastrophen unmittelbar am dringlichsten ist: medizinische Versorgung, Notunterkünfte, Decken und Kleidung, Nahrung und Wasseraufbereitung, um Krankheiten und Seuchen zu verhindern. Aber am besten können das die Menschen vor Ort entscheiden. Insbesondere die Kirchengemeinden in Marrakesch und Agadir sondieren jeden Tag die Lage für die am stärksten betroffenen Regionen.

Auf die Hilfsangebote aus Deutschland ging der marokkanische Staat zunächst nicht ein und es gab entsprechende Irritationen. Sehen Sie Wege, über kirchliche Kanäle und die Partner in Marokko Unterstützung dort zu leisten, wo sie gebraucht wird?
Sannig: Der Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises Jülich hat unverzüglich 10.000 Euro für die Soforthilfe der Evangelischen Kirche von Marokko bereitgestellt. Das Geld konnte an die Evangelische Kirche nach Marokko überwiesen werden und die Partnern vor Ort können damit die Hilfe für die Bevölkerung organisieren, die nach ihrer Einschätzung am dringlichsten ist. Spenden könnten also auf das Konto des Kirchenkreises Jülich überwiesen werden. Wir werden dafür sorgen, dass das Geld unmittelbar über unsere Partnerkirche als Soforthilfe bei den Betroffenen ankommt. Die Menschen der Evangelischen Kirche von Marokko schreiben uns, dass sie sehr berührt seien von der Anteilnahme, der Großzügigkeit, der Solidarität und dem Vertrauen ihnen gegenüber. Sie beten täglich für alle Menschen in den betroffenen Regionen.

Spendenkonto:

Kirchenkreis Jülich
DE DE75 3506 0190 1010 1870 16
GENODED1DKD
Stichwort: Erdbebenhilfe Marokko

 

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  • 18.9.2023
  • Ekkehard Rüger
  • Red