Jugendliche übernehmen die Regie bei Bild und Ton

Es ist Samstagabend, ein neues Setup wird aufgebaut, um den Gottesdienst-Stream in der Evangelischen Tersteegen-Kirchengemeinde in Düsseldorf-Golzheim vorzubereiten. Zwischen den Kirchenbänken laufen Dutzende Meter Kabel. Oben auf der Empore der Kirche wird angeschlossen, ausprobiert und es werden Absprachen getroffen. Das Technik-Team: engagierte Jugendliche. 

„Durch den Konfirmanden-Unterricht bin ich auf das Technik-Team aufmerksam geworden. Und dann habe ich mir gedacht, ich mache hier einfach mal mit, weil ich persönlich sehr an Technik interessiert bin“, sagt der 14-jährige Clemens. Sich ehrenamtlich einsetzen, Zeit unter Gleichgesinnten verbringen und Freundschaften knüpfen. Da brauchte es nicht viel ‚Überzeugungsarbeit‘. „Ich habe einen eigenen YouTube-Kanal, der sich um das Thema ‚Gaming‘ dreht. Hier in diesem Team finde ich mich auf jeden Fall wieder“, sagt der Konfirmand der Tersteegen-Kirchengemeinde und führt die nächsten Kabelmeter sorgfältig vom Kirchenschiff zur Empore hinauf.

Das Team soll weiter vergrößert werden

Das Technik-Team um Mediendesign-Studentin Laura-Alina Blüming und ihren Vater Mirko streamt seit dem vergangenen Jahr die Gottesdienste der Gemeinde. „Wir möchten das Team weiter vergrößern, um für die Sonntage dann künftig eine Art Rotation einführen zu können. So ist nicht jedes Teammitglied jede Woche im Einsatz.“ Am vergangenen Sonntag hielten sich Laura-Alina und Mirko Blüming erstmals mehr im Hintergrund und überließen den Jugendlichen die alleinige Regie über Bild und Ton.

Abwechslung und andere Leute sehen

Für die ehemaligen Konfirmanden Max (17) und Moses (15) sind die Abläufe langsam aber sicher Routine: „Ich bin gerne ehrenamtlich aktiv und habe zusätzlich zur Kinder- und Jugendarbeit dieses Projekt für mich entdeckt. Während der Pandemie ist mehr oder weniger alles immer gleich. Da bietet das Technik-Team schon Abwechslung, weil ich einfach mal andere Leute sehen kann“, erklärt Max. Und Moses, als Sohn der Kantorin Yoerang-Kim Bachmann schon von Hause aus mittendrin im Gemeindeleben, ergänzt: „Mein Interesse für Technik ist während der Corona-Pandemie definitiv größer geworden.“

Auch nach der Konfirmation Begeisterung für Gemeindearbeit

Pfarrerin Felicitas Schulz-Hoffmann sieht in der Arbeit und hinter der Idee des Technik-Teams eine gute Möglichkeit, die Jugendlichen auch nach ihrer Konfirmation für Kirche und Gemeindearbeit begeistern zu können. „Das ist eine echte Gemeinschaft, ein echtes Team geworden“, sagt sie. „Und ich lerne selbst nach und nach immer noch etwas dazu. Es ist spannend, dass die Jugendlichen ihre eigenen Themenideen einbringen.“

Professionalität und Spaß an der Sache

Hin und wieder passiert vielleicht noch mal ein kleiner Fehler, wie der 17-jährige Max zugibt. Ein zu später Klick beim Wechsel zwischen den Kameras oder ein Problemchen mit dem Ton. Aber bei welcher Live-Produktion funktioniert schon alles zu jeder Zeit perfekt? Selbst bei den absoluten Profis nicht. Doch in Tersteegen wird alles immer professioneller, zuletzt sind ein größeres Mischpult und eine neue Kamera hinzugekommen. Und natürlich bringen die Teammitglieder bei allem Spaß an der Sache einen entsprechenden Anspruch an sich selbst mit.

„Bei mir könnte es mal in diese Richtung gehen“

Steht hinter dem Engagement sogar ein Berufswunsch? Regisseur oder Tontechniker vielleicht? „Bei mir könnte es mal in diese Richtung gehen“, sagt Clemens. „Aber konkret darüber nachgedacht habe ich noch nicht.“ Das hat alles noch Zeit. In den vergangenen Tagen und Wochen blickten schließlich alle erst einmal dem Osterfest entgegen, denn da gab es nun mal so einige Gottesdienste für das Technik-Team zu übertragen.

  • 7.4.2021
  • evdus/Tobias Kemberg
  • evdus/Tobias Kemberg