Das Wunder von Neviges

Die Evangelische Kirchengemeinde in Neviges arbeitet an einem besonderen Projekt für Heiligabend: „Das Wunder von Neviges“ – ein Mitmachgottesdienst in Coronazeiten. 65 Kinder und Erwachsene ziehen gemeinsam an einem Strang – um Musik, Krippenspiel, Predigt und Liturgie rechtzeitig aufzunehmen.

Es beginnt auf einem Dachboden in Neviges. Zwei Kinder kramen in alten Kisten, finden eine Bibel und stoßen auf die Weihnachtsgeschichte. Und plötzlich sind sie mittendrin in einem Klingen und Singen, in einem kalten Stall und dem Wunder, das dort geschieht. „Jesus ist lebendig. Hier bei uns in Neviges“, sagt Tobias Wegschaider. Und weil die evangelische Kirchengemeinde die Chance nicht verstreichen lassen wollte, den Menschen in der Stadt davon zu erzählen, hat sie „Das Wunder von Neviges“ auf den Weg gebracht

Viele wollten mitmachen

Tobias Wegschaider und Susanne Gruber entwarfen ein Konzept, das vor allem Familien, Jugendliche und Kinder in die Produktion des Videogottesdienstes einbinden sollte. „Wir haben in der Vergangenheit bereits im Festgottesdienst an Heiligabend ein Musical aufgeführt“, erzählt Wegschaider, „da lag es nahe, auch dieses Jahr Musik und Theater zusammenzubringen“. Die beiden entwarfen eine Ausschreibung, luden die Gemeindeglieder zum Mitmachen ein und freuten sich über die große Resonanz. Mehr als 60 Interessierte meldeten sich zurück, um sich an dem Online-Gottesdienst-Projekt zu beteiligen. „Es haben sich auch Menschen gemeldet, die vorher gar keinen Bezug zu unserer Gemeinde hatten“, freut sich Wegschaider.

Geprobt wurde in den heimischen vier Wänden

Das Leitungsteam bildete zwei Gruppen – seitdem kümmern sich die einen um die Musik, die anderen um das Theater. „Es ist uns wichtig, dass wir dabei alle Vorsichtsmaßnahmen einhalten, um die Infektionsgefahr zu minimieren“, sagt Wegschaider, der sich um die Musikgruppe kümmert. Das erfordert Organisationstalent: Weil Proben nicht möglich sind, stattete das Leitungsteam die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Liedtexten und CDs aus, Familien probten in den heimischen vier Wänden.

Am Ende klingt es wie ein großer Chor

Dann lud die Gemeinde sie zur großen Aufnahmeaktion ein: Einen Tag lang sangen mehr als zehn Familien Texte und Melodien ein, dazu gesellten sich Kinder, die ohne ihre Eltern am Projekt teilnehmen – auf Abstand. „Wir haben kleine Gruppen gebildet mit höchstens zwei Haushalten“, erzählt Wegschaider. An einem Samstag zwischen 10 und 17 Uhr entstanden viele verschiedene Tonspuren mit einzelnen Familien und jungen Sängerinnen und Sängern. „Die legen wir am Ende übereinander, dann klingen sie wie ein großer Chor“, erzählt der Initiator.

Eine Geschichte in der Geschichte

Parallel arbeitete die Theatergruppe: Ebenfalls in kleinen Gruppen drehten die Teilnehmer erst auf dem Dachboden und dann auf dem Bauernhof. „Es ist eine Geschichte in der Geschichte: Kinder aus unserer Stadt entdecken das Geschehen im Stall ganz neu für sich“, sagt Wegschaider und freut sich über den Einsatz der jungen Schauspielerinnen und Schauspieler.

Identifikation mit der Stadtkirche

Der Rest ist nun vor allem eine technische Herausforderung. Jugendleiter René Götz bringt seine Erfahrungen ein, auch versierte Gemeindeglieder beteiligen sich am Schneiden und der Nachbearbeitung. „Im Laufe der Coronazeit hat unsere Gemeinde auch die technische Ausstattung erweitert. Davon konnten wir jetzt profitieren“, sagt Wegschaider. Zum Online-Gottesdienst gehören auch eine Kurzpredigt von Pfarre Detlef Gruber, Gebet und Segen. Diese Videos entstehen in den nächsten Tagen in der Kirche. „Für die Zuschauerinnen und Zuschauer soll eine Identifikation mit der Stadtkirche möglich sein“, erklärt der Initiator. Wenn die Pläne aufgehen, spielt am Ende des Festgottesdienstes der Posaunenchor „O du Fröhliche“.

Gottesdienst geht am 24. Dezember online

Ausnahmsweise erklingt diese Melodie dann am Heiligen Abend in den heimischen Wohnzimmern: Am Vormittag des 24. Dezembers schaltet die Evangelische Kirchengemeinde den Gottesdienst auf ihrer Internetseite frei. „Über die Weihnachtstage können die Gemeinde, die teilnehmenden Familien und Verwandte dann das Wunder von Neviges ansehen“, sagt Wegschaider, „so haben sie die Möglichkeit, Weihnachten wirklich zu erleben“.

  • 26.11.2020
  • Theresa Demski
  • Red