25 Jahre ekir.de: Viel mehr als eine Website

Vor einem Vierteljahrhundert ist die Webpräsenz der rheinischen Landeskirche gestartet.  Ralf Peter Reimann, Theologe, Informatiker und Internetbeauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland, blickt von den Anfängen der Website ekir.de in die Gegenwart des Webs 2.0 und umreißt, wo die Reise in Zukunft hingehen könnte.

Weltweite Premiere: Am 16. Februar 1997 geht ekir.de online.

 „Seit dem 16. Februar ’97 ist die Evangelische Kirche im Rheinland im Internet präsent. Unter der Internetadresse ‚www.ekir.de‘ kann das Internetangebot unserer Kirche rund um die Uhr und weltweit abgerufen werden: Informationen über unsere Landeskirche, Adressen zentraler Einrichtungen oder Kultur- und Veranstaltungshinweise – alles ist nur einen Mausklick weit entfernt“, so in einem Schreiben des damaligen Presseverbandes an alle Kirchengemeinden und Kirchenkreise mit der Einladung, sich auch unter dem „Dach“ ekir.de zu präsentieren. Das Konzept damals wie heute: ekir.de ist nicht nur Server der Landeskirche oder des Landeskirchenamts, sondern für die gesamte rheinische Kirche da. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Schon damals sollte Kontakt zur Kirche niederschwellig sein

Die Kirchenkreise in Duisburg und aus dem Saarland folgten bereits im selben Jahr. Groß dargestellt auf der Homepage der damaligen Duisburger Kirchenkreise: die Wiedereintrittsstelle – bereits vor 25 Jahren sollte online der Kontakt zur Kirche niederschwellig werden. Aber nicht nur Information und Kontakt zur Kirche fand in den Anfangstagen des kirchlichen Internets auf ekir.de statt, sondern auch Interaktion und Spiritualität. So gab es eine eigene Rubrik „Webandacht“. Nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center 2001 stand dort ein Klagebuch, in dem innerhalb weniger Tage über 1700 Menschen Fürbitten posteten und ihre Klage vor Gott brachten.

Auf der Homepage der Duisburger Kirchenkreise wurde schon vor 25 Jahren die Wiedereintrittsstelle beworben.

Verschnaufpause im Online-Ozean

Wie damals durchaus üblich, gab es vor dem eigentlichen Internetauftritt eine Vorschaltseite, die die Gemarker Kirche zeigte. So machte die rheinische Online-Präsenz deutlich: Auch wenn Kirche sich auf neue Medien einlässt, bleibt sie ihrer Tradition treu. Die Ministerpräsidenten Kurt Beck aus Rheinland-Pfalz und Johannes Rau aus Nordrhein-Westfalen übersandten jeweils Grußworte und würdigten die neue kirchliche Kommunikationsstrategie. „Betrachtet man den Auftrag der Kirche, dann ist es geradezu zwingend notwendig, daß auch dieser Weg beschritten wird“, schrieb Beck. „Ich finde es deshalb gut, wenn die Kirche auch die neuen Medien nutzt und ich wünsche mir, daß viele Internet-Surfer bei den Seiten der evangelischen Kirche eine besinnliche Verschnaufpause im Online-Ozean einlegen“, schrieb Rau.

Kirche ohne Internet ist heute nicht mehr denkbar

Musste vor 25 Jahren noch eigens begründet werden, warum sich Kirche auf das damals neue Medium einlässt, hat spätestens die Corona-Pandemie gezeigt, dass die Kirche ohne Internet nicht mehr ihrem Verkündigungs- und Seelsorgeauftrag nachkommen soll. Während bei kommerziellen Angeboten der schnelle Klick zählt und die Surferinnen und Surfer mit ihren Daten bezahlen, bleibt es für kirchliche Angebote herausfordernd, einerseits in der Konkurrenz zu anderen Angeboten zu bestehen, andererseits aber auch nachhaltig Angebote zu machen, die sorgsam mit User-Daten umgehen.

Das neue Internetlogo der rheinischen Kirche – mit dem berühmten Schattenkreuz.

Vom Marktplatz Internet hinein in soziale Netzwerke

Im Internet gibt es keine privilegierte Stellung der Kirchen mehr, wie es kirchliche Medienarbeit vom Rundfunk noch kennt. Im Netz ist die Kirche auf einem Markt mit vielen anderen Anbietern. Sie muss sich auf die Gegebenheiten des Marktes einlassen, um mit ihrer Botschaft bei den Menschen anzukommen. Daher war auch vor rund zehn Jahren der Schritt konsequent, sich in sozialen Netzwerken zu engagieren. Die rheinische Kirche unterhält einen eigenen Twitterkanal, eine Facebookseite und auch ein Instagram-Konto, natürlich spielt sie Videos über YouTube aus. Inhalte für ehrenamtlich und beruflich Mitarbeitende werden über ein Intranet den jeweiligen Zielgruppen bereitgestellt.

Die erste Pressemitteilung im Netz.

Mit 78.000 Online-Seiten im Google-Index

Erfolgten 1997 rund 6000 Zugriffe im Monat auf ekir.de, so wird diese Zahl heute bereits in weniger als einem halben Tag erreicht. Hinzu kommen die Kontakte über Social Media. Das Internet wächst rasant, große multinationale Konzerne und Plattformen dominieren es. Auch wenn ekir.de mit über 78.000 Online-Seiten im Index der Suchmaschine Google vertreten ist und über 20.000 davon bei verschiedenen Suchwortkombination oben sind („ranken“), so ist es ein ständiges Bemühen, kirchliche Inhalte über Verzeichnisdienste gut zu platzieren und verfügbar zu machen.

Pilotprojekt „Digitale Kirchtürme“ rollt EKD-weit aus

Deshalb startete die rheinische Kirche 2019 ein Pilotprojekt, das im folgenden Jahr unter dem Stichwort „Digitale Kirchtürme“ bundesweit von der Evangelischen Kirche in Deutschland ausgerollt wurde. Die Informationen zu Kirchen wurden systematisch aufbereitet, so kam zum Eintrag des Kirchengebäudes die Telefonnummer des zuständigen Gemeindeamtes und die Homepage der Kirchengemeinde in den verschiedenen Verzeichnisdiensten. Da Suchmaschinen wie Google besser gepflegte Datensätze häufiger ausspielen, wurden im September bereits so viele Ergebnisse bei der Suche nach Gottesdiensten und Kirchen angezeigt, wie sonst im Dezember bei der Suche nach Weihnachtsgottesdiensten. Überhaupt zeigte sich, dass sonntags die Klickrate zu Wegbeschreibungen stieg. Während in Pandemiezeiten zwar der Klick auf die Wegbeschreibung sank, wuchs dafür aber sonntags die Klickrate von Google auf die Gemeindehomepages mit digitalen Gottesdienstangeboten erheblich. Gut gepflegte Daten ermöglichten den Zugang von Google zur Gemeindehomepage.

Microandacht, #kircheerklärt und Facebook-Gruppe

In den 25 Jahren hat sich technologisch viel verändert, das Internet wird nun von den meisten Menschen über mobile Endgeräte genutzt. Videos sind Standard, statt über Foren tauschen sich Menschen über Soziale Netzwerke aus. Aus der Webandacht ist deshalb auch eine Microandacht auf Instagram geworden. Nicht nur Texte erklären christliche Grundbegriffe, sondern auch Videos mit dem Hashtag #kircheerklärt. Diskussionsforen gibt es nicht mehr auf ekir.de, dafür aber eine eigene Diskussionsgruppe auf Facebook mit über 1000 Mitgliedern.

Neue Technologien – ja, wenn sie zur Botschaft passen

Künstliche Intelligenz, Virtuelle Realitäten und auch Sprachsteuerung werden das Internet verändern. Erste Erfahrungen konnte die rheinische Kirche auch mit diesen Technologien sammeln. So fand die Übergabe des Medienpreises in virtueller Realität mit Real-Life-Avataren statt. Die Suchfunktion auf ekir.de lässt sich mit natürlicher Sprache steuern, Künstliche Intelligenz hilft bei der Spracherkennung. Auch Sprachassistenten wie Alexa finden bereits viele unserer Kirchen, weil wir unsere Daten strukturiert haben. Um als Kirche nah bei den Menschen zu sein, werden wir neue Technologien einsetzen. Dabei müssen wir allerdings auch immer prüfen, ob das zu unserer Botschaft passt. Nervende Chatbots gibt es leider schon zu genüge, die müssen nicht noch auf kirchlichen Websites eingebaut werden.

Bei all den Veränderungen in den letzten 25 Jahren hat sich die Startseite von ekir.de wieder an ihren Ursprung angenähert: So wie 1997 begrüßen seit letztem Jahr wieder bunte Kacheln die Surferinnen und Surfer auf der Startseite.

  • 15.2.2022
  • Ralf Peter Reimann
  • Ralf Peter Reimann